Liebes iPhone, bitte schenke mir…

Was die Crowd heute alles so kann: Geld sammeln, Inhalte erzeugen, Güter teilen und die Taxibranche konkurrenzieren. Und sie kann gemeinsam Ideen entwickeln. Darum habe ich mir Plattformen wie ideaswatch.com und Atizo angeschaut, auf denen «Crowd Innovation» stattfinden.

Star Snoopy (für iPhone/iPad und für Android) ist das, was man eine soziale Wunschliste nennt. Und wenn ihr nun nicht wisst, was eine soziale Wunschliste ist, dann geht es euch wie mir, bis vor kurzem.

Auf starsnoopy.de ist es beschrieben: Man wünscht sich etwas – oder mehrere Dinge, schliesslich leben wir in einer kapitalistischen Gesellschaft, die nur funktioniert, wenn… äh, ihr wisst, was ich meine. Dann sorgt man dafür, dass die Freunde und Kolleginnen von diesem Wunsch Wind bekommen.

Und als Nächstes kann man sich am Geburtstag, Namenstag, an Weihnachten oder meinetwegen an Festivus darüber freuen, dass der genau dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist – und die Verwandtschaft sich nicht etwa in Kreativität geübt und etwas verschenkt hat, von dem sie bloss meinte, dass man es gut finden würde.

Meine Wunschliste – rechts via Amazon bestückt. (Bitte schenkt mir bloss nichts von dem hässlichen Zeugs, das ist nur zu Demozwecken!)

Das ist, um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, natürlich extrem pragmatisch und derartig ergebnisorientiert, dass es wunderbar zum Zeitgeist unserer effizienzorienterten Ära passt. Es verhindert Überraschungen, und das gefällt natürlich vielen – denn jede Überraschung birgt die Möglichkeit, eine unerfreuliche Überraschung zu sein.

Etwas gar abgebrüht und pragmatisch

Und das mögen die Leute nicht. Star Snoopy ist allerdings auch etwas gar abgebrüht und materialistisch, dass ich als alter Romantiker keine wirkliche Begeisterung dafür aufbringen mag. Aber egal. Meine Verwandten und Bekannten sind allesamt Social-Media-Abstinenzler, sodass eh keine Gefahr besteht, dass ich irgendetwas von meiner Wunschliste jemals erhalten werde.

Man kann Star Snoopy mit oder ohne Registrierung nutzen. Natürlich hätten die App-Betreiber gerne, dass man sich registriert, schliesslich ist das Datensammeln ebenfalls ein Zeichen unserer Zeit. Der Vorteil ist, dass die Wunschlisten nicht an die App gebunden sind.

In der App kann man sich mehrere Wunschlisten anlegen und mit Wünschen bestücken. Dazu drückt man aufs Plus-Symbol und sucht bei Amazon, Ricardo oder Ebay nach Produkten. In der Liste mit den weiteren eingebauten Shops findet man Ali Express, Conrad und Manor, und (aus mir unerfindlichen Gründen) die UPC. Naheliegende Kandidaten wie Digitec fehlen.

Es klappt nur so halb

Man kann auch Produkte aus anderen Shops auf die Liste tun. Das funktioniert über die Teilen-Funktion im Browser. Doch das erweist sich als schwieriger als erwartet. Bei meinem Test mit dieser Videoleuchte hier, von der ich ein zweites Exemplar brauchen könnte, bin ich anfänglich gescheitert. Die App will den Wunsch mit einem Bild illustrieren. Dieses Bild muss man aus den Fotos auf der Produktseite auswählen, was je nach Webshop knifflig bis unmöglich ist.

Beim Interdiscount-Shop hat es überhaupt nicht geklappt: Da wird weder der Name des Produkts erkannt noch erscheinen irgendwelche Bilder zur Selektion. Bei Digitec erscheinen Bilder, aber ich habe es nicht geschafft, ein Bild auch auszuwählen – und ohne lässt sich der Wunsch nicht speichern. Ich nehme an, das liegt an JavaScript-Exzessen bei den Shops.

«Hier, bitte, das dürft ihr mir jetzt schenken…»

Hat man seine Wunschliste bestückt, gibt man seine Wunschliste per Link oder als QR-Code an seine Freunde weiter. Die können sie nicht einfach so im Browser öffnen, sondern benötigen ebenfalls die App. Das ist eine unnötige Hürde, finde ich. Wenn Grossmama einem eine Freude machen möchte, ist es wahrscheinlich, dass sie an dieser Stelle scheitert. Und es kann durchaus sein, dass man jemandem etwas schenken will, selbst aber keine Wunschliste führen möchte.

Das Hinzufügen via «Teilen»-Funktion (links) klappt nicht immer. Die Wunschliste kann man auch via QR-Code weitergeben (rechts).

Bleibt die Frage, wie sich die Liste auf der Gegenseite, bei einem potenziellen Schenker präsentiert. Ich kann das nicht beantworten, weil ich auf die Schnelle niemanden gefunden habe, der die App auch nutzt und mich an seiner Wunschliste hätte teilhaben lassen. Ich nehme an, dass man dann ein Geschenk blockieren kann, das man zu spendieren gewillt ist. Die App verspricht nämlich, dass man Dinge nie wieder doppelt erhält. Damit das funktioniert, müssen alle ausser dem Beschenkten sehen, welche Dinge noch nicht zur Verschenkung vorgesehen sind.

Wenn schon Kapitalismus, dann richtig!

Übrigens: Zustellen muss der Schenker das Geschenk selbst. Es funktioniert nicht wie bei Geschenklisten wie zum Beispiel bei Amazon, wo der Schenker nur die Kreditkarte zücken muss, worauf das Produkt vom Internethändler an den Beschenkten geliefert wird. Eine Lieferadresse ist in der Wunschliste nicht hinterlegt.

Fazit: Egal, was man von der Idee hält, lässt sich festhalten, dass Star Snoopy eine hübsche App ist, die funktional noch Aufholbedarf hat: Listen sollten auch über den Browser zugänglich sein. Und besonders clever wäre natürlich, wenn ich bei Amazon standardmässig meinen Affiliate-Link hinterlegen könnte, damit ich an meinen Geschenken noch die Vermittlungsprovision verdienen würde.

… denn wenn schon Kapitalismus, dann richtig. 😈

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