Die App für Audioaficionados

Vox ist eine schöne Musik-App fürs iPhone, die der Standard-App um Welten überlegen ist: Sie verknüpft Streaming auch via Spotify mit der lokalen Mediathek und beherrscht sogar Webradio.

Die Standard-Musik-App von iOS ist seit der Einführung von Apple Music annähernd unbrauchbar – nicht nur, weil Genius verschwunden ist. Das hat immerhin ein gutes: Es hilft den Leuten, die alternative Musikplayer in den Store stellen. Zum Beispiel Cassette, Evermusic Pro oder Ecoute.

Die Wiedergabe mit schicker Hüllkurve und der Touch-optimierte Equalizer.

Oder eben Vox (kostenlos, für iPhone/iPad). Die App spielt nicht nur die üblichen Formate, sondern auch Flac. Das war bis vor Kurzem ein Vorteil. Seit iOS 11 nicht mehr, weil mit dieser Version das iPhone das von Haus aus kann. Doch der Player beherrscht auch andere Formate für unkomprimierte Musik, nämlich Alac von Apple, DSD und PCM. Und auch wenn ich aus Gründen keine hochaufgelöste Musik höre, so ist das für eine solche App erst einmal ein gutes Selektionskriterium. Wenn sie sich an die ernsthaften Musikhörer wendet, wird sie sich auch in den anderen Bereichen Mühe geben.

Musik aus mehreren Quellen

Und das tut sie auch: Sie verknüpft mehrere Quellen, nämlich die lokale Mediathek, Streaming (Soundcloud und Spotify), sowie (mit dem Premium-Abo) Webradio. In der Collections-Ansicht fügt man Musik aus unterschiedlichen Quellen zu Wiedergabelisten zusammen. Auf diese Weise kann man Titel aus Spotify mit Songs aus der eigenen Mediathek mischen. Das geht auch in der Spotify-App selbst, ist dort aber sehr viel umständlicher. In den Collections tauchen die Wiedergabelisten von iTunes bzw. der Musik-App, von Soundcloud und Spotify auf, die man bei den jeweiligen Diensten verwaltet. Die Anzeige lässt sich über das Menü rechts oben nach Dienst filtern.

In der «Collections»-Ansicht erscheinen die Spotify-Wiedergabelisten hübscher als in Spotify selbst.

Die App wirkt aufgeräumt und präsentiert die Spotify-Playlists ansehnlicher als Spotify selbst. In der Library-Ansicht mit der lokalen Mediathek kann man zwischen einer Listen- und der Rasteransicht wählen und Songs nach Künstler, Album und Tracks gliedern, wobei es jeweils auch unterschiedliche, sinnvolle Sortierungsmöglichkeiten gibt. Bei Album beispielsweise Artist, then Album (Künstler, dann Album), Artist, then year (Künstler, dann Jahr), Alben in alphabetischer Reihenfolge oder Recently added (Zuletzt hinzugefügt).

Das ist durchdacht und ermöglicht es einem, seine Musik so zu sortieren, wie man es auch mit seinen CDs gemacht hat. Wenn ich mir die Mühe gemacht hätte, meine CDs zu sortieren, dann hätte ich sie nach Künstler und dann nach Jahr angeordnet – also Option Artist, then year. Das ist viel besser als Apples Musik-App, die einem nur die Sortierung nach Albumtitel oder nach Künstler zugesteht.

Liebe zum Detail

In der Künstleransicht zeigt die App nicht wie viele andere Apps einfach das Cover des erstbesten Albums des fraglichen Künstlers an, sondern ein Portraitbild des Künstlers – das ist die Liebe zum Detail, die mich für diese App einnimmt.

Die «Library»-Ansicht mit den Inhalten der Mediathek: Optimal sortiert, nach Künstler (links) oder nach Album (rechts).

Einzelne Songs kann man einer Wiedergabeliste bzw. Collection oder der Warteschlange (Queue) hinzufügen. Über den Teilen-Befehl gibt man nicht den Song, sondern nur Interpret und Titel weiter. In der Wiedergabeansicht sieht man eine (sehr an Soundcloud erinnernde) Hüllkurve. Das macht optisch etwas her und ist super, wenn man die App fürs Radio als Audioquelle nutzt: Man sieht bei vielen Songs auch ohne Intro-/Outro-Maker, wie lange man über den Song quasseln kann.

Von hier ruft man auch die Warteschlange mit den anstehenden Songs auf. Übers Menü gelangt man zum Equalizer, der mit mehreren Dutzend Presets aufwartet und auch manuelle Einstellungen erlaubt. Die sind viel komfortabler als bei einem klassischen Equalizer mit seinen unzähligen Schiebereglern. Man verstellt per Finger die Kurve, bis es so klingt, wie es klingen sollte.

Nett, aber wie auch schon erklärt, höre ich die Songs am liebsten so, wie der Tonmeister sie abgemischt hat. Unter Playback FX stellt man die Überblendzeit (Crossfade) und man kann die Songs beschleunigen und abbremsen – die Funktion würde ich nun eher in einer DJ-App wie Pacemaker sehen.

Ein Grund, die eigene Musiksammlung nicht aufzugeben

Fazit: Eine tolle App, gerade für Leute, die nebst Spotify und Soundcloud die eigene Musiksammlung nicht aufgegeben haben. Vox ist kein Ersatz für die Spotify- oder die Musik-App, sondern kommt dann zum Zug, wenn man seine Wiedergabelisten geniessen möchte. Um nach Musik zu suchen und ins unerschlossene Streaming-Repertoire vorzustossen, benötigt man die jeweiligen Apps weiterhin.

Die App überzeugt mit vielen kleinen Details: Mit der Filesharing-Funktion kann man Musikdateien sehr einfach via Airdrop oder iTunes hinzufügen. Und es gibt die App auch für den Mac.

Die App ist wie zuvor besprochen kostenlos, aber es gibt einen Premium-Dienst für 4,99 US-Dollar im Monat, mit dem man unbeschränkten Speicherplatz in der Wolke für die Musik, sowie diverse Extra-Funktionen wie Webradio, synchronisierte Wiedergabelisten, Crossfade, mehr Loudness, Sonos- und DLNA-Unterstützung, Audioeffekte und Equalizer-Einstellungen, etc. Ich komme auch ohne diese Funktionen zurecht, aber ich bin auch kein Audioaficionado. Auf die sind diese Funktionen zugeschnitten, und ihnen würde ich sie auch wärmstens empfehlen.

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