Ein guter Einstieg in die Drahtlosklasse

Die Sennheiser CX 6.00BT im Test: Sie sind eine gute Wahl in der Einsteigerklasse. Klanglich nicht überragend, aber für Podcasts und Hörbücher allemal brauchbar.

Es gab ein grosses Hallo, als Apple beim iPhone 7 die Kopfhörerbuchse abgeschafft hat. Fernsehstationen brachten Sondersendungen, es wurden Careteams aufgeboten und … naja, teilweise stimmen gewisse Sachen nicht, die ich hier gerade behauptet habe. Aber wahr ist, dass wir Medien Aufklärungsarbeit leisten mussten.

Ich verwende ungern Pressebilder hier im Blog. Doch da der heutige Gegenstand fast nur aus einem Käbelchen und zwei Höreinsätzen besteht, ist es schwierig, ihn mit vertretbarem Aufwand nicht-amateurhaft zu fotografieren.

Ich habe mich seinerzeit entschieden, nicht das hässliche kleine Schwänzchen zu benutzen (offiziell: Lightning auf 3,5-mm-Kopfhöreranschluss Adapter; 8.98 Franken, wenn man den beim iPhone beigelegten verloren hat), sondern auf drahtlose Kopfhörer umzusteigen. Erst die von Philips, dann die von Bose.

Drahtgebunene Kopfhörer gehen ständig kaputt

Ich habe es nicht bereut. Denn wie ich in diesem Blogpost hier beklagt habe, sind mir die Kopfhörer früher ständig kaputtgegangen. Das Problem ist die Belastung des Kabels, das meist direkt an der Klinke bricht. Es tritt bei billigen und teuren Kopfhörern auf, egal welcher Marke. Ich habe meine Kopfhörer kaum je länger als ein halbes Jahr benutzen können, bevor ich sie wegschmeissen musste – obwohl eben nur das Kabel kaputt war und die Kopfhörer selbst noch tipptopp gewesen wären.

Mit den Bluetooth-Kopfhörern ist mir das nicht passiert. Die erwähnten Bose SoundSport Wireless (Amazon Affiliate) benutze ich nun schon mehr als ein Jahr. Gelitten hat ein bisschen die Steuerbox am Kabel, aber das liegt daran, dass Töchterchen gerne darauf herumbeisst. (Sie liebt Kopfhörer noch mehr als ich, aber aus anderen Gründen.) Darum sind Bluetooth-Kopfhörer eine gute Investition, weil sie die Produktion des Elektroschrotts deutlich reduzieren. Bleibt zu hoffen, dass die Hersteller deswegen nicht absichtlich Schwachstellen einbauen, damit die Umsätze nicht zurückgehen.

Heute geht es um die Sennheiser CX 6.00BT (Amazon Affiliate). Er gehört zu der Kategorie In-Ear und hat ein Nackenband, das man allerdings auch ums Kinn tragen kann/darf. Er ist für um die 100 Franken/Euro erhältlich, und daher eine gute Wahl in der Kategorie der Einsteigerklasse.

Der Vorteil: Er ist mit 14 Gramm sehr leicht und kompakt. Auffällig: Es gibt nicht nur eine, sondern zwei Verdickungen. Die eine ist für die Steuerungsbox mit Ein-/Aus-Schalter, Lauter-/Leiser-Knöpfen und dem Anschluss fürs Ladekabel per Mikro-USB reserviert. Die zweite Verdickung ist im Handbuch nicht beschrieben. Da dürfte die Batterie und/oder der Bluetooth-Empfänger drinstecken. Grad schön sind die zwei Verdickungen nicht, aber der Kopfhörer fühlt sich etwas besser ausbalanciert an als bei den anderen Modellen, die normalerweise alles in einer Box unterbringen, die dann am rechten Ohr hängt.

Weniger auffällig als andere Modelle

Die Kapseln sind unauffällig; gerade im Vergleich zu meinen Alltags-Kopfhörern, dem besagten Bose SoundSport Wireless: Bei dem stehen die beiden Ohrteile so weit vom Kopf ab, dass ich mir schon oft Spott anhören musste. Ich tue es, weil der Klang es rechtfertigt – denn es ist eine Binsenwahrheit, dass es bei den Membranen auf die Grösse ankommt.

Klanglich sind die In-Ear-Kopfhörer sowieso benachteiligt, wie mir der Sony WH-1000XM2 (Amazon Affiliate) deutlich vor Ohren geführt hat: Der klingt um Welten besser, als der beste In-Ear-Kopfhörer, den ich je hatte. Zugegeben, er ist preislich auch ein anderes Kaliber. Doch es hilft nichts: Wer dem Klang die höchste bzw. absolute Priorität einräumt, der darf sich nicht mit In-Ear-Kopfhörern aufhalten. Er muss seine Scham überwinden und auch in der Öffentlichkeit ein Ohrumschliessendes Modell verwenden – selbst wenn es schräge Blicke absetzt.

Zurück zum CX 6.00BT: Die Klangqualität ist in Ordnung, aber im Vergleich zu den annähernd doppelt so teuren Bose SoundSport deutlich weniger nuanciert und etwas dumpfer. Für Gebrauchs-Audio wie Podcasts, Hörbücher und die typischerweise überproduzierten Pop-Songs ist das verkraftbar. Für anspruchsvollere Hörerlebnisse empfehle ich, eine Kategorie höher zu gehen und ein Modell im Bereich von 200 Franken zu wählen.

Eine Frage der Anatomie

Der Tragekomfort ist eine  individuelle Sache. Meine Ohren sind für die klassischen In-Ear-Kopfhörer – die sogenannten Ohrstöspel – schlecht geeignet. Es gibt zwar auch hier die Aufsätze in drei Grössen, doch auch die passen immer nur annähernd: Die mittleren sind etwas zu gross, die kleinen deutlich zu klein. Naja, ich nehme an, die Evolution wird dieses Problem in den nächsten Generationen lösen und die Ohrkanäle den gängigen Produkten angleichen. Oder wir werden uns den Bluetooth-Empfänger gleich in die Grosshirnrinde implantieren lassen.

Gegen das Herausfallen helfen bei mir die etwas grösseren Ohrkapseln ebenfalls. Bei den Bose SoundSport gibt es eine segelförmige Verankerung, die in der Höhlung der Ohrmuschel, der Concha auriculae sitzt. Das hält sie gut fest, und ich empfinde das Tragen als angenehm. Ich kann mir aber vorstellen, dass nicht alle diese Form der Befestigung mögen.

Das Pairing hat problemlos geklappt und die Bedienung entpuppt sich als nicht revolutionär. Irritierend fand ich, dass man zum Ausschalten den Knopf geschlagene vier Sekunden drücken muss. Gegen ein versehentliches Aus hätten wahrscheinlich auch zwei Sekunden gereicht. Wie auch bei anderen Modellen üblich, gibt eine künstliche Stimme Statusinformationen wie «Power On» und «Connecting» aus.

Auf Anfrage wird der Ladestand durchgegeben

Der Batterieladestand wird standardmässig beim Einschalten nicht verkündet – das fände ich praktisch. Man kann aber zweimal schnell den Leiser-Knopf drücken, um eine Ansage zu erhalten. Sie erfolgt nicht in Prozenten, wie man es sich gewohnt wäre, sondern in Form einer Zeitangabe der verbleibenden Spieldauer. Man muss übrigens darauf achten, nicht schnell doppelt auf den Ein-/Aus-Knopf zu drücken: Dann betätigt man die Wahlwiederholung und ruft unvermittelt Leute an.

Apropos: Sennheiser gibt die Laufzeit mit sechs Stunden an. Der Kopfhörer selbst sagt nach etwa einer Stunde Nutzung und 80 Prozent verbleibender Ladung (so zeigt es das iPhone an) «Between two and four hours playtime.» Das ist entweder untertrieben oder ergibt auf keinen Fall sechs Stunden. Ein Problem scheint mir auch zu sein, dass der Kopfhörer nach einer gewissen Zeit ohne Wiedergabe nicht automatisch abschaltet. Wie lange es dauert, bis er leer ist, wenn man das Abschalten vergisst, habe ich bislang nicht ausprobiert.

Die App zum Kopfhörer. Über den Nutzen des Equalizers kann man streiten.

Natürlich gehört zu jedem Bluetooth-Kopfhörer auch eine entsprechende App. Die von Sennheiser heisst Captune (kostenlos für iPhone/iPad und für Andorid) und ist ein Audioplayer, der Musik von der lokalen Mediathek und via Tidal abspielt. Bemerkenswert ist ein Equalizer und da insbesondere eine Funktion namens Soundcheck. Sie führt einem mit einem A-B-Test zu den optimalen Einstellungen: Man kann jeweils aus zwei Einstellungen die wählen, die einem besser gefällt oder via Flat-Knopf angeben, dass einem die unveränderte Wiedergabe am besten gefällt.

Equalizer sind meist überflüssig

Das ist nett gemacht. Ich bin allerdings zum Schluss gekommen, dass ich kein Equalizer-Typ bin. Mir gefällt die absolut flache, neutrale Kurve. Ist ja auch kein Wunder, denn bei vernünftiger Musik hat sich der Tonmeier etwas bei seiner Arbeit gedacht. Der Equalizer ist sinnvoll, wenn man über Lautsprecher hört, wenn man die Wiedergabe dem Raum anpassen möchte. Bei Kopfhörern ist annähernd sinnlos; es sei denn, man hasst Bass oder ist von zu viel Höhen genervt.

Fazit: Ich würde etwas mehr investieren – aber ich brauche meine Kopfhörer auch täglich. Für die weniger intensive Nutzung oder für spezielle Einsatzgebiete, zum Beispiel nur fürs Pendeln, sind die Sennheiser CX 6.00BT zu dem Preis völlig okay.

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