Fensterwechsel, wie er sein müsste

Das hochgelobte Mac-Betriebssystem wird seinem Ruf nicht immer gerecht. Im Gegenteil: Beim Umgang mit den Fenstern, minimierten Anwendungen und in Sachen Taskswitcher ist es eine einzige, grosse Unstimmigkeit.

Sind zwei Mac-Tipps hintereinander übertrieben? Ich finde nicht. Darum heute: Schon wieder ein Mac-Tipp!

Und zwar einer, der das Fensterwechseln vereinfacht. Zumindest für mich – und zwar massiv. Die Tastenkombination Cmd + Tabulator zeigt eine horizontale Auflistung mit den Icons der offenen Programme, die man per Tabulator durchblättert. Das kennt man von Windows, und es ist eine  effiziente Methode, um ohne die Finger von der Tastatur zu nehmen einen Taskswitch durchzuführen.

Der hässliche kleine Bruder von Mission Control.

Naja, zumindest unter Windows ist diese Methode effizient. Beim Mac ist sie eigentlich unbrauchbar. Man landet nämlich regelmässig nicht bei der Anwendung, zu der man eigentlich hin wollte. Wenn man ein Fenster minimiert hat, bleibt das minimiert.

Eine unbrauchbare Behelfslösung für eine unsinnige Verhaltensweise

Nun gibt es Leute, die einem in solchen Fällen Folgendes empfehlen:

Drücken Sie die Befehlstaste und Tabulator, bis die gewünschte Anwendung markiert ist. Betätigen Sie dann bei gedrückter Befehlstaste die Optionstaste und halten Sie sie gedrückt.

Ich sage: was für ein Unsinn! Wenn ich die doofe App anvisiere, dann wohl aus dem Grund, weil ich mit ihr arbeiten will. Also wäre die einzig sinnvolle Verhaltensweise, in dem Fall automatisch das Fenster zu ent-minimieren. Nun wird es wiederum Leute geben, die sagen, Fenster zu minimieren, sei auf dem Mac eben nicht so gebräuchlich wie unter Windows. Kann sein, aber da ich oft Screenshots mache und dabei Wert darauf lege, dass nur die Fenster sichtbar sind, die auch sichtbar sein sollen, ist das Minimieren so oder so unumgänglich.

Auch bei den Spaces macht Mac OS Quatsch

Zweites Problem: Wenn man mit virtuellen Schreibtischen (Spaces) arbeitet, dann aktiviert Command + Tabulator zwar die Anwendung, nicht aber das Fenster, wenn dieses sich auf einem anderen virtuellen Schreibtisch befindet. Auch da ist das Verhalten unsinnig: Ich will natürlich nicht in erster Linie zu der App, sondern zu ihrem Programmfenster. Also wäre die einzig sinnvolle Verhaltensweise, mit dem Tastaturkürzel auch zu dem virtuellen Bildschirm zu wechseln, auf dem sich das Programmfenster befindet. Klar, wenn es mehrere Fenster auf mehreren virtuellen Bildschirmen gibt, stellt sich die Frage, zu welchem denn gewechselt werden müsste. Mir wäre irgend eines aber lieber als gar keines.

Und auch da wird wieder ein Schlaumeier kommen und sagen

Ich verstehe nicht, warum alle über Cmd und Tabulator reden. Unter OS X verwenden Sie mit einem Trackpad oder einer Maus einfach Mission Control.

Da wäre ich versucht, den Stinkefinger zu zeigen. Nein, Mission Control ist eine überzüchtete, auf Schnickschnack ausgelegte Lösung für Wichtigtuer. Ich bin damit jedenfalls nie warm geworden.

Witch und Command Tab Plus als Alternativen

Aber es gibt Lösungen. Ich habe seinerzeit Witch vorgestellt. Ein gutes Programm, für mich jedoch zu überdimensioniert – ich möchte am liebsten einfach nur einen richtig funktionierenden Taskswitcher. Ich bin darum bei Command-Tab Plus gelandet (Shareware, die Vollversion kostet 10 US-Dollar). Diese App schnappt sich die Tastenkombination Command und Tabulator. Sie zeigt bei jedem Icon eine Nummer an, sodass man, wenn man zur fünften App in der Liste springen möchte, nur die Taste 5 und nicht fünfmal Tabulator zu drücken braucht. Eine hervorragende Idee, aber nicht das, was ich möchte.

Command-Tab Plus: Klever ist auch die Ziffern-Nummer.

Die App «löst» das Problem mit den minimierten Apps und den anderen virtuellen Schreibtischen, indem die einfach nicht angezeigt werden. Das ist einleuchtend: Programme, die man via Taskswitcher nicht vernünftig ansteuern kann, sollen auch nicht in der Liste auftauchen. Und ich denke, dass kommt auch vielen Leuten entgegen: Wenn man die Spaces benutzt, um isolierte Arbeitsbereiche zu haben und Programme durch Minimieren aus dem Blick schaffen möchte, dann ist eine aufgeräumte Sache.

Nur: Es entspricht eben nicht meiner Arbeitsweise. Darum war ich hoffnungsfroh, in den Einstellungen die drei Optionen Show hidden applications, Show applications from all spaces und Restore minimized application windos (experimental) zu entdecken. Allerdings sind auch die nur halb befriedigend. Was die Spaces angeht: Man kann von einer Vollbild-App beispielsweise zu einer App in einem anderen Space wechseln. Aber der umgekehrte Weg, der Wechsel zurück zur Vollbild-App funktioniert nicht. Weiss der Geier, warum. Wahrscheinlich eine Gängelung Seiten Apples gegenüber den Drittentwicklern.

So funktioniert das Ent-minimieren einigermassen

Immerhin: Die experimentelle Funktion, minimierte Anwendungen beim Aktivieren zu ent-minimieren funktionierte in meinem Test recht zuverlässig. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob mir ein Programm zehn Franken wert ist, das mein Problem nur halb löst. Fazit: Command-Tab Plus ist eine Verbesserung gegenüber dem normalen Taskswitcher. Die Stärke ist die vielseitige Konfigurierbarkeit der Anzeige, die man in Grösse, Farbe und Erscheinung flexibel konfigurieren kann. Für andere Leute sicherlich toll – für mich leider nichts.

Grad hübsch ist sie nicht, die Hexe. Aber sie kann mit Spaces und minimierten Fenstern umgehen.

Es hilft alles nichts: Ich wäre fast reumütig zu Witch (14 US-Dollar für die Vollversion) zurückgekehrt. Bei diesem Programm funktioniert der Wechsel über die Spaces hinweg, zu Vollbild-Apps und minimierten Programmen. Sie löst die Frage, welches Fenster man denn bei Apps mit Fenstern in mehreren Spaces gerne hätte, indem sie nicht Apps, sondern eben Fenster auflistet. Also fast perfekt, bis auf eines: Leider kann man bei dem Programm Command + Tabulator nicht benutzen:

That’s because we can’t trap the Command-Tab keystrokes while secure text input is active.

Da man in meinem Alter aber für so etwas in Fleisch und Blut Übergegangenes wie die Taskswitcher-Tastaturkombination nicht noch einmal etwas anderes lernt, wird das wohl nichts mehr. Final-Fazit: Zwei Apps, die jeweils die Hälfte meines Bedürfnisses befriedigen, ergeben leider keine ganze Lösung.

Nachtrag: Twitter-Input

Die Option Beim Programmwechsel Space auswählen, der geöffnete Fenster des Programms enthält, zu finden in den Systemeinstellungen bei Mission Control entschärft zumindest die Spaces-Situation. Merci!

3 Kommentare zu «Fensterwechsel, wie er sein müsste»

  1. Schade, dass du nichts wirklich Bestechendes gefunden hast. In früheren Mac OS Version hat der Command + Tabulator-Befehl irgendwie logischer funktioniert. Dass ich beim Wechsel zu einer anderen App über diesen Befehl nicht ein entsprechendes Programmfenster vor mir habe, sondern irgend etwas anderes, beobachte ich erst seit ein paar Monaten (gefühlt).
    Aber noch eine Frage: Du schreibst, dass es in Windows auch eine Tastenkombination gebe, um von Programm zu Programm zu switchen. Wie geht die denn?

  2. 5 Jahre später und noch immer ein Grund, weshalb ich zähneknirschend zum Windows Rechner greife obwohl ich so viel lieber ein Macbook hätte.

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