Die grossartigen Video-Apps von Go Pro

Ich habe Gefallen an den beiden Apps Splice und Quik gefunden: Ersteres ist eine umfangreiche, aber trotzdem einfach zu benutzende Lösung für den Videoschnitt, letztere verwendet hübsche Vorlagen für die schnelle Clipproduktion.

Im Moment bin ich mit einem Video-Ärbeitlein beschäftigt, das andere sicherlich grossspurig mit dem Hashtag #Geheimprojekt versehen würden. Es ist dieser Tage in Mode, sich in den sozialen Medien beredt über unausgegorene Pläne auszuschweigen. Jedenfalls gibt es in meinem Video einen Teil, bei dem eine Sammlung von Fotos relativ zügig durchgehechelt werden soll. Gefragt ist einerseits eine hübsche Darstellung. Und da es andererseits auch Musik gibt, sollten die Fotos auf den Takt durchgewechselt bzw. durchgeblättert werden.

Wenn man so etwas von Hand z.B. in Final Cut Pro schneiden würde, dann bekäme man es mit echter Arbeit zu tun. Die Alternative ist eine App, die sich auf solcherlei spezialisiert hat. Ich habe sofort an Adobe Clips (Kurzvideos zusammenadobeclippen) gedacht. Doch diese App musste vor der Aufgabe schmählich kapitulieren: Sie hat es nicht geschafft, den gewünschten Song aus der Musik-App zu importieren. Fehlermeldung: Nicht gefunden. Obwohl ich ihn auf althergebrachte Weise per iTunes aufs iPad synchronisiert hatte.

Splice mit Farbeffekten und der Möglichkeit, seine Videos mit Kommentaren zu besprechen.

Die (nicht ganz so neue) Erkenntnis: Auf Adobe ist kein Verlass. Meine nächste Wahl fiel auf Go Pro. Der Action-Cam-Hersteller hat auch zwei Videoschnitt-Apps im Angebot, nämlich Quik (fürs iPhone/iPad und Android), sowie Splice (offenbar nur fürs iPhone und iPad). Die beiden Apps haben einen guten Ruf und ich habe Splice seinerzeit kurz bei der Vorstellung von Apple Clips als Alternative vorgeschlagen.

Stellt sich als erstes die Frage: Will man Splice oder Quik verwenden – und was ist der Unterschied? Die Namen deuten es an – es geht darum, wie viel Aufwand man betreiben möchte und wie sehr man sich auf die Automatikfunktionen der Apps verlässt:

Splice

Diese App, der Name steht für das Zusammenkleben von Filmstreifen, erlaubt manuelle Anpassungen bei den Übergängen zwischen den einzelnen Aufnahmen. Man kann die Szenen trimmen, sie in der Geschwindigkeit anpassen, Farbeffekte drauflegen, Texte einblenden und Bildausschnitte verändern – bei Bedarf sogar animiert. Beim Audio ist es möglich, den Soundtrack mit einer Voiceover-Spur zu ergänzen.

Konkret geht das so: Die Ap zeigt oben das Video, darunter die beiden Rubriken Video und Audio. Beim Video hat man eine Art Storyboard-Ansicht, bei der man seine Clips aneinanderreiht, in der Reihenfolge ändert und die Übergänge festlegt. Tippt man einen Clip an, erhält man die drei Befehle Video bearbeiten, Duplizieren und Löschen. (Duplizieren würde man den Clip wollen, wenn man mehrere Ausschnitte aus der gleichen Aufnahme verwenden will.) Bei der Bearbeitung gibt es die Möglichkeit, die Aufnahmen vorne und hinten zu kürzen oder einen Ausschnitt zu nehmen (was letztlich aufs Gleiche hinausläuft).

Toll, vielfältig einfach zu benutzen

Am unteren Bildschirmrand gibt es eine Befehlsleiste, bei der man nebst dem Trimmen die Effekte, die Playback-Geschwindigkeit (von 0,2-fach bis zweifach), die Texteinblendung, die Ausschnittanpassung zur Verfügung hat. Und man kann den O-Ton ein- und ausblenden. Im Audiobereich platziert man seine Musikclips, wobei man auch mehrere Tracks aneinanderhängen und ein- und ausblenden kann. Und es ist möglich, direkt einen Sprachkommentar aufzuzeichnen.

Fazit: Splice ist eine tolle App, die trotz des Funktionsumfangs übersichtlich und einfach zu benutzen ist. Das ist schon mal recht beachtlich, sodass ich Splice inzwischen zu meinen Kern-Video-Apps zähle. Ich verwende sie für Projekte, die in Sachen Komplexität zwischen iMovie und Final Cut liegen.

Zu Final Cut zu wechseln ist dann angesagt, wenn Material vom der Sony-Kamera zu importieren ist (was iOS-Apps nicht können), wenn ich Keyframes benötige, mehrere Clips übereinander platzieren muss, mit Masken, Effekten oder handgedrechselten Übergängen operieren möchte oder einfach sehr präzise arbeiten will. Für mein aktuelles Projekt ist die App aber «zu manuell».

Quick mit hübschen Automatikvorlagen und nur den nötigen manuellen Anpassungsmöglichkeiten.

Quik

Diese App ist für die schnelle Zusammenstiefelung von Clips zuständig. Die werden aneinandergereiht und mit Musik untermalt – also genau so, wie ich mir das vorstelle. Quik ist für mein Projekt eine erstklassige Wahl. Die App berücksichtigt beim Durchackern der Bilder den Takt der Musik, und ich kann die Gesamtlänge einstellen. Das erlaubt es mir, die Länge des Songs auf die Zahl der Bilder und die Präsentationsgeschwindigkeit einzustellen. Quik erfüllt meine aktuellen Ansprüche perfekt.

Zentral für diese App sind die 26 Vorlagen (Templates), die den Videos einen bestimmten Look aufdrücken: Von alter Stummfilm-Anmutung über episches Kino bis hin zu Action, Glamour, etc. Die Vorlagen beeinflussen nicht nur die Übergänge zwischen den Videoclips oder den Fotos, sondern auch die standardmässig ausgewählte Musik im Hintergrund, die Typografie für den Titel am Anfang, und selbst die grafische Gestaltung und die Anordnung.

Die letztlich ausgewählte Vorlage Toss arbeitet mit Bilderstapeln, bei denen die Kamera über einen Hintergrund gleitet, auf dem die Bilder nach und nach hingelegt und ausgebreitet werden. Auch der Text am Anfang (den ich für mein Projekt weggelassen habe) gleitet bei dieser Vorlage zeilenweise ins Bild.

Das «Ich mache deine Publikation mittels Vorlage toll»-Prinzip steht und fällt natürlich mit der Qualität der Vorlagen. Wenn die amateurhaft wirken, dann ist alles verloren – und wenn sie professionell sind, aber vom Stil her nicht passen oder allzu 0815-mässig daherkommen, lässt man auch besser die Finger davon.

Doch die Go-Pro-Vorlagen wissen zu gefallen: Es gibt eine gute Auswahl, bei der man auch fündig wird, wenn sich das Projekt nicht um geile Sportaufnahmen aus der Action-Cam dreht. Klar, Originalität darf man mit vorgestanzten Templates nicht erwarten. Aber wenn man die Sequenz (so wie ich) für einen grösseren Film nutzt, der seinerseits dann hoffentlich ein paar eigene Ideen mitbringt, dann ist das völlig okay.

Oben wiederum das Video, bei In der Befehlsleiste am unteren Bildschirmrand gibt es fünf Befehle: Beim ersten wählt man sein Template, beim zweiten die Musik. Es gibt zehn Tracks wie «Freunde», «Reisen», «Sommer», «Sport», «Nacht» oder «Draussen», aber selbstverständlich kann man auch Musik aus der Mediathek des Geräts importieren. Die App erinnert einen daran, dass man Probleme kriegen wird, wenn man seine Videos mit kommerzieller Musik öffentlich macht. Abgesehen davon importiert sie den Song, den die Adobe-App verschmäht hat, klaglos.

Die Clips sortieren und auf die richtige Länge trimmen

Im Bearbeitungsbereich sortiert man die Clips um. Man kann auch Clips hinzufügen und weglassen. Es ist möglich, sie zu drehen und den Fokus zu setzen – falls die App je nach Template automatisch einen Ausschnitt wählt, stellt der Fokus sicher, dass dort das richtige zu sehen ist. Man kann bei Fotos angeben, ob sie kurz, normal lang (Standard) oder lang zu sehen sein sollen – denn natürlich variiert die App die Anzeigedauer, denn mehrere Dutzend Bilder mit dem gleichen Rhythmus durchzuackern, wäre unglaublich langweilig. Bei Videoclips kann man den Ausschnitt auswählen. Mit Anpassen zeigt man ein Foto im Original-Seitenverhältnis oder passend beschnitten – wie genau sich diese Option auswirkt, hängt wiederum vom Template ab.

In den Einstellungen wählt man als Format Quadratisch oder Klassisch (16:9) und bei Teilen speichert man sein Video auf dem Gerät oder gibt es via Instagram, WhatsApp, Facebook, Messages, Snapchat oder E-Mail weiter.

Toll, mit zwei Einschränkungen

Fazit: Auch Quik ist eine ausgezeichnete App, die für mein Projekt schnell ein sehr überzeugendes Resultat geliefert hat. Bedauerlich sind zwei Dinge:

Einerseits kann man nur wenig zum fertigen Video einstellen, insbesondere ist die Framerate fix bei 30 fps (oder alternativ 60 fps). Das ist ungeschickt, weil wir hierzulande Videos mit 25 fps produzieren. Es führt zu leichten Rucklern, wenn man den Clip in ein 25-fps-Projekt übernimmt. Aber das fällt wahrscheinlich nur Pedanten auf. (PS: 60 fps zu verwenden, bringt leider nur bedingt eine Besserung.)

Andererseits wird die neue Datei-App von iOS 11 bislang nicht unterstützt. Ich fände es sehr angenehm, die Projektbilder nicht in die Foto-App importieren zu müssen. Ich würde die lieber aus einem separaten Ordner oder von Dropbox, OneDrive oder Swisscom MyCloud holen.

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