Weniger Belästigung!

Das Siemens Gigaset S850 A GO im Test: Vielseitig konfigurierbar, mit einer praktischen Sperre für Werbeanrufer, aber nicht sonderlich bedienerfreundlich.

Neulich habe ich geschrieben, dass ich gerne die Möglichkeit hätte, am Festnetz unerwünschte Nummern zu sperren. Manchmal werden Wünsche erfüllt. Das geht jetzt nämlich, weil ich nicht mehr das Kombi-Angebot der UPC nutze, sondern Fernsehen, Telefon und Internet entbündelt habe (siehe hier und hier).

Callcenter – die moderne Form der Wegelagerei.

Neuerdings kann ich Anrufe nämlich gerade doppelt blockieren. Einerseits beim Telefondienstleister, andererseits auf dem Telefon selbst. Erstens:

Bei Guest-voip.ch gibt es in der Weboberfläche bei Security die Option Eingehende Anrufe blockieren. Dort trägt man die allzu aufdringlichen Callcenter ein.

Nummern schon beim Mobilfunkanbieter sperren: Die grossen haben es versprochen, die kleinen Anbieter machen es schon.

Zweitens am Telefon. Fürs Voipen haben wir uns für das Siemens Gigaset S850 A GO (Amazon Affiliate) entschieden. Das kann übers Festnetz und per Voip telefonieren. Man kann Profile für mehrere Voip-Anbieter hinterlegen. Das Telefon zeigt Web-Informationen wie das Wetter an. Und eben: Es gibt eine Nummernsperre.

Die Materie ist komplex

Ein Wunder an Benutzerfreundlichkeit ist das Telefon nicht. Aber gut, das liegt nicht allein an Siemens – obwohl die die Usability nicht erfunden haben –, sondern natürlich auch an der Komplexität der Materie. Man muss für Voip Zugangsdaten, Serveradressen, Portnummern und Anmelde-Refreshzeit richtig eintragen. Und man kann oder kann nicht ein Ding namens Stun verwenden, was sinnvoll klingt, meistens aber nicht eingeschaltet werden sollte.

Die Freuden der Sip-Dienste-Konfiguration.

Nicht nur das: Man muss auch verstanden haben, dass unter Telefonie > Nummernzuweisung eingetragen werden muss, welches Telefon bei Anrufen über diesen oder jenen Dienstleister zu klingeln hat. Das ist einerseits praktisch, weil man so auf jedem Mobilteil eine separate Konfiguration vornehmen kann. Aber es ist andererseits auch eine Fehlerquelle. Wenn man seinen Sip-Provider nämlich nirgends eingetragen hat, dann funktioniert es nicht.

Früher wars schlimmer

Ausserdem muss man u.U. seinen Router entsprechend konfigurieren. Vor Jahren (am 5. September 2005) habe ich den Artikel «Telefonzukunft bringt Kabelsalat» für den Tagi über Voip geschrieben, und das waren meine Erkenntnisse:

Zuerst kämpft man mit Kabelverhauen und der Konfiguration und muss sich mit Netzwerkeinstellungen und IP-Adressen herumschlagen. Der Test des TA zeigte, dass die Hürden bei der Einrichtung hoch sind: Nachdem die Geräte liefen, galt es, störende Echos auf ein Minimum zu reduzieren und das Problem der «Einwegverbindung» zu beheben, bei der man seinen Gesprächspartner zwar versteht, selbst jedoch kein Gehör findet.

Das ist heute nicht mehr ganz so schlimm. Die Technik ist besser geworden. Die Router und die Endgeräte harmonieren besser. Naja, auch wenn Kritiker nicht ganz zu Unrecht einwerfen, dass Voip im Vergleich zur Festnetztelefonie einen Rückschritt sowohl bei der Robustheit als auch bei der Tonqualität bedeutet. Aber der Fortschritt ist nicht aufzuhalten.

Eine fixe IP-Adresse

Ich habe am Router dem Telefon einen fixen IP-Lease zugewiesen, damit das Telefon immer die gleiche IP-Adresse bekommt und über den Browser auffindbar ist. Man muss Voip-Benutzernamen und Serveradressen nämlich nicht unbedingt über die Telefontastatur am Gerät eintippen. Man kann sie auch übers Web-Backend eintragen, und dazu muss man die IP-Adresse wissen. Ausserdem habe ich ein Port-Forwarding eingerichtet. Allerdings präventiv, sodass ich gar nicht weiss, ob das überhaupt nötig gewesen wäre.

Aber ich schweife ab. Über die Weboberfläche gibt es beim Gigaset in den Einstellungen unter Telefonbücher > Online-Telefonbücher die Möglichkeit, Dienste zur Nummernauflösung einzubinden. Für die Schweiz steht tel.search.ch zur Verfügung. Das funktioniert nach ersten Erkenntnissen gut. Callcenter werden am Telefon mit «Callcenter» ausgewiesen, sodass man erst gar nicht ranzugehen braucht.

Die Dienste fürs Auflösen der Telefonnummern.

Um Nummern zu sperren, scheint man aber nicht die Weboberfläche benutzen zu können – zumindest habe ich dort die Option nicht gefunden. Aber am Telefon gibt es in den Einstellungen bei Telefonie die Sperrliste. Dort wählt man als Schutzmodus entweder Nicht klingeln oder Anrufsperre. Um eine Nummer zu sperren, verwendet man am einfachsten die Anrufliste. Dort wählt man die fragliche Nummer aus, tippt auf Optionen und dann auf Nr. in die Sperrliste.

Klingelverbot in der Nacht

Nicht nur das: Man kann das Klingeln mitten in der Nacht unterbinden und anonyme Anrufe (ohne Anrufkennung) verweigern. Das ist im Handbuch beschrieben (PDF, Seite 64).

Fazit: Nicht ganz so komfortabel wie beim iPhone, wo man Marketing-Nummern über eine Konfigurationsänderung generell zum Schweigen bringt. Aber ein grosser Fortschritt im Vergleich zu vorher.

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