Wie Nerds bei Windows Dateien finden

Blitzschnelle Suche über alle Dateiträger: Everything ist um Welten schneller und flexibler als die in Microsofts Betriebssystem eingebaute Suchfunktion

So aufgeräumt geht es auf der Festplatte selten zu und her. Darum braucht es gute Suchfunktionen. (Bild: Breakingpic/Pexels.com, CC0)

Die Windows-Suche ist ganz okay. Nicht grossartig, aber meistens findet man in weniger einer halben Stunde ungefähr das, was man gesucht hat. Nützlich finde ich die Einschränkungsmöglichkeiten. Mit name sucht man nur nach Dateinamen (name:hinz-kunz.doc). Mit art grenzt man nach Dateiart ein (art:ornder sucht nur nach Verzeichnissen). Typ erlaubt es, eine Filterung nach Dateiendung vorzunehmen (typ:mp4).

Und Analog formuliert man Einschränkungen nach Änderungsdatum (datum:heute oder datum:‎04.‎07.‎2017 .. ‎14.‎07.‎2017) oder nach Dateigrösse. größe:groß findet zum Beispiel Dateien von 1-16 MB. Die Einteilung muss man sich nicht merken, die schlägt Windows vor, sobald man grösse: ins Explorer-Suchfeld tippt.

Warum ist die Windows-Suche so lahm?

Sie dürfte gerne schneller sein – denn, so fragt man sich, wie kann es sein, dass Google das ganze Internet innert Bruchteilen von Sekunden durchsucht, eine Recherche auf der Festplatte aber ein Vielfaches länger dauert? Dafür gibt es natürlich eine technische Begründung (Dateisystem vs. Datenbank), aber die interessiert im Zweifelsfall nicht. Ich habe mir dafür mal Everything besorgt (auch erhältlich bei heise.de). Das ist ein Programm, das so aussieht, wie Windows-Programme ungefähr um die Jahrtausendwende ausgesehen haben, aber rasend schnell funktioniert.

Everything sucht nur nach Dateinamen, nicht nach Inhalt – wenn man seine Dateien nicht systematisch benennt, dann nützt einem das Tool nichts. Wenn man es sich (wie ich, noch vor der Jahrtausendwende) zur Gewohnheit gemacht hat, sinnvolle Namen zu vergeben, dann ist das Programm Gold wert. Man spart sich nicht nur den Präfix name:, den man bei der Windows-Suche verwenden müsste. Man erhält seine Resultate auch sehr viel schneller.

Platzhalter und Eingrenzungen

Und man hat unzählige Möglichkeiten zur Einschränkung, Automatisierung und Perfektionierung der Suche. Natürlich kann man mit Platzhaltern operieren: Dem Fragezeichen für ein einzelnes Zeichen und dem Stern für mehrere Zeichen. Es gibt boolesche Operatoren: Das Und ist einfach das Leerzeichen; die App sucht typischerweise nach allen Suchbegriffen. Für Oder setzt man den senkrechten Strich (|), für Nicht das Ausrufezeichen. Mit den Anführungszeichen sucht man nach Begriffsgruppen und mit den Klammern bildet man Gruppen, die für die nachfolgend beschriebenen Makros hilfreich sind.

Unter Search grenzt man die Resultate ein und lässt sich zum Beispiel nur Anwendungsdokumente (Document), Musikdateien (audio), Programmdateien (Executable), Bilder (Picture) oder Videos oder Ordner (Folder) anzeigen. Man kann einschränken, dass die Gross-/Kleinschreibung berücksichtigt werden muss (Match case), dass nur im Dateipfad gesucht wird (Match Path) und/oder dass das ganze Wort gesucht wird (Match whole word). Und da gibt es Match Diacritics: Mit der Option werden Akzentzeichen ignoriert oder berücksichtigt. Man kann diese Einschränkungen auch als Filter definieren und einfach reaktivieren.

Einschränkungen per Makros

Es gibt sogenannte Makros, also Suchbefehle, mit denen man Einschränkungen direkt am Eingabefeld vornimmt. Man kann audio:, doc:, exe:, pic: oder video: dem Suchbegriff voranstellen, um nur nach den entsprechenden Dateitypen zu suchen. file: sucht nur nach einer Datei, folder: nur Ordner. Mit path: oder nopath: beschränkt man die Suche auf Ordner oder man ignoriert Fundstellen im Ordner.

Es gibt auch Funktionen, um die Suche auf Metadaten zu beschränken, zum Beispiel artist: für eine Suche in den ID3-Tags einer Musikdatei. Man kann über dateaccessed das Zugriffsdatum als Kriterium heranziehen, mit datecreated aufs Erstelldatum zugreifen, mit dimension die Pixelgrössen von Bildern auswerten, mehrfach vorhandene Dateien aufstöbern (dupe), leere Ordner entdecken (empty), und so weiter. Es lohnt sich echt, einmal einen Blick ins Kapitel «Searching» zu werfen.

Das ist everything, was man über die Optik des Programms wissen muss.

An dieser Stelle ist klar geworden, dass es sich um ein wirklich leistungsfähiges Suchprogramm handelt. Es geht aber noch weiter: Everything unterstützt auch reguläre Ausdrücke. Die Option schaltet man via Search > Enable Regex ein. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten: Mit dpr\d\d\d sucht man zum Beispiel Dateien, die das Kürzel «dpr», gefolgt von einer dreistelligen Zahl enthalten. (Ja, etwas eleganter könnte man auch dpr\d{3} schreiben.)

Sortieren und darstellen

So viel zur Suche. Bei View sortiert man die Trefferliste (Sort by) und stellt ein, ob das Programm immer im Vordergrund bleibt (View > On top). Bei File stellt man diverse Dinge mit den Fundstellen an: Man öffnet die Datei oder den übergeordneten Ordner (Open path). Man kopiert den Dateinamen mit Pfad in die Zwischenablage (Copy full name to clipboard), exportiert Dateilisten, löscht Dateien oder benennt sie um, zeigt die Eigenschaften an oder macht eine Verknüpfung.

Interessant scheint mir Set run count. In der Run History zählt das Programm, wie oft eine Datei aufgerufen wurde – wobei nur Starts berücksichtigt werden, die aus Everything heraus erfolgen.

Ach ja, und dann gibt es ja auch noch die Bookmarks. Sie speichern eine Suche, inklusive Filter und Sortierung. Man nutzt sie über das gleichnamige Menü, wo man seine Bookmarks hinzufügt und organisiert.

Alles für die schnelle Nutzung

Everything ist ein echtes Nerdprogramm. Deswegen gibt es einerseits Tastaturkürzel für sämtliche noch so abgefahrenen Befehle. Und man kann das Programm auch via Befehlszeile nutzen – mit einer enormen Zahl an Optionen. Nützlich beispielsweise, wenn man automatisiert Dateilisten erstellen will, die man nachfolgend, wiederum automatisiert, auswerten möchte.

Man kann übrigens auch mit Everything Dateiinhalte durchsuchen. Da das Programm keinen Index verwendet, würde ich dafür dann doch die Suchfunktion von Windows empfehlen.

Und noch das: Ich habe, mit einem leicht spöttischen, aber im Grunde deplatzierten Unterton das Aussehen des Programms erwähnt. Zudem passt, dass das Programm nur knapp 1,4 MB gross ist – und das in Zeiten, wo schon die popeligste Smartphone-App 50 MB Grösse aufweist. Da kann nun jeder selbst entscheiden, ob er das anachronistisch oder bemerkenswert findet…

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