Ungewöhnlicher Datenverkehr

Ab und zu erhalte ich von Google eine Warnung, die darauf schliessen lässt, dass mich ein Algorithmus für einen Bot oder für sonstwas hält – jedenfalls nicht für einen normalen User. Darf ich das als Kompliment verstehen?

Wie mich Google gelegentlich sieht. (Bild: Unitron Sentinel von Pascal/Flickr.com, CC0 1.0)

In unschöner Regelmässigkeit begegne ich beim Googeln unten abgebildeter Botschaft. Sie heisst:

Unsere Systeme haben ungewöhnlichen Datenverkehr aus Ihrem Computernetzwerk festgestellt. Diese Seite überprüft, ob die Anfragen wirklich von Ihnen und nicht von einem Robot gesendet werden. Warum?

Klickt man auf Warum, erscheint folgende Begründung:

Diese Seite wird angezeigt, wenn Google automatisch Anfragen aus Ihrem Computernetzwerk erkennt, die anscheinend gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Die Sperre läuft ab, sobald diese Anfragen eingestellt werden. In der Zwischenzeit können Sie unsere Dienste weiterhin mithilfe des oben stehenden CAPTCHAs nutzen.

Dieser Datenverkehr wurde möglicherweise von bösartiger Software, einem Browser-Plug-in oder einem Skript gesendet, das automatische Anfragen verschickt. Falls Sie Ihre Netzwerkverbindung mit anderen teilen, bitten Sie Ihren Administrator um Hilfe. Möglicherweise ist ein anderer Computer, der dieselbe IP-Adresse verwendet, für die Anfragen verantwortlich. Weitere Informationen

Eventuell werden Sie um Eingabe des CAPTCHAs gebeten, weil Sie komplexe Anfragen verwenden, die bekanntermaßen von Robots verwendet werden, oder weil Sie sehr schnell Anfragen senden.

Meiner Erfahrung nach ist die Begründung Unsinn. Bei mir ist die Sperrung immer bei längeren Suchsessions ein, zwei Dutzend Anfragen zum gleichen Thema gestellt habe. Das nennt sich schlicht und einfach intensive Recherche. Es mag sein, dass der Durchschnitts-Googler nach ein, zwei Suchläufen befriedigt ist. Aber als Nerd, Journalist und neugieriger Mensch will man verschiedene Aspekte beleuchten.

Ich gestehe: Manchmal gehöre ich zu denen, die ganz schnell viele Anfragen senden

Da kann es auch mal passieren, dass man «schnell Anfragen sendet»: Wenn man sieht, dass man nicht mit den richtigen Begriffen sucht, dann modifiziert man seine Suche, bis die Resultate kommen, die man erwartet. Irgendwie logisch. Aber vielleicht verstehen die bei Google nicht so viel von den Feinheiten einer Internetrecherche, als dass ihnen das einleuchten würde.

Jedenfalls ist es mir bislang immer gelungen, die Captcha-Hürde zu nehmen. Neulich jedoch nicht. Da hat mir Google Bilder aus Google Street View angezeigt, bei denen ich Strassen, Verkehrszeichen oder Läden von vorn hätte identifizieren sollen. Doch offenbar war Google mit meinen Antworten unzufrieden, oder der Captcha-Mechanismus hat versagt. Jedenfalls bin ich nicht über die Sperre hinausgekommen.

Naja, zumindest nicht, bis ich statt mit Firefox mit Google Chrome gesucht habe. Mit dem Google-eigenen Browser lief alles wieder wie rund, obwohl die Fehlermeldung suggeriert, dass das «Computernetzwerk» schuld ist. Da hätte ich schon erwartet, zum VPN greifen zu müssen.

Es riecht ein bisschen nach Schikane

Fazit: Die Sache riecht für mich ein bisschen nach Schikane. Natürlich ist es legitim, dass Google seine Suchmaschine vor unerwünschten Nutzungsarten schützt. Allerdings hat Google erst vor kurzem damit geprahlt, man könne Menschen und Bots allein anhand ihrer Verhaltensweisen auseinanderhalten. Und logischerweise ist ein Bot in der Lage, sehr viel mehr Suchabfragen zu starten, als es ein noch so fleissiger Rechercheur je könnte.

Sie ungewöhnlicher Datenverkehrer, Sie!

Was der Grund dieser Schikane sein könnte, weiss ich nicht. Vielleicht will Google einem zu verstehen geben, wie die Machtverhältnisse sind. (Höre dazu auch: Die Google-Diät). Golem hat eine etwas weniger verschwörungstheoretische Erklärung und schreibt, die Sache würde mit DoS-Attacken aus bestimmten IP-Bereichen zusammenhängen. Es ist jedenfalls kein guter Stil, dem Nutzer einen «anscheinenden Verstoss gegen die Nutzungsbestimmungen» vorzuwerfen, ohne genau zu sagen, worin der besteht – einem Menschen vorzuwerfen, er sei ein Roboter, ist jedenfalls eine hundertprozentige Dummheit.

Wie auch immer: Ich habe jedenfalls an dem Tag nur noch gebingt.

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