Adam Sandler als Nerd?

«Pixels» trägt den Computerbezug schon im Titel. Aber will man als Nerd deswegen einen potentiell hochklamaukigen Film sehen?

Was, Pacman ist der Bösewicht?

«Pixels» – das ist dieser Film (Wiki, Amazon Affiliate), in dem die Aliens Videospiele für echt halten und die Menschheit in «Pacman», «Space Invaders», «Frogger», «Galaga» und «Donkey Kong» herausforden. Die Idee ist … naja, ein Klassiker. Bei «Armada» von Ernest Cline (So geht das mit den Aliens), bei «Ender’s Game» (Da hat Audible voll daneben gehauen) oder The Last Starfighter geht es um Videospieler, die den Tag retten, indem sie den Ausserirdischen zeigen, wo der pixelige Hammer hängt. Und die Vermengung von Videospielen und realer Welt hat literarisch noch mehr Potenzial. Das exerziert Scott Meyer bei «An Unwelcome Quest» (In einem schrecklichen Videospiel gefangen) und «Off to be the wizard» (Zauberer sind Hacker der Realität) vor. Man sieht es wunderbar bei «Ready Player One» von Ernest Cline (Nerdgasmus und Popkulturklimax) und, mehr auf der formalen Ebene, bei «Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt» (Die Liebe ist ein Videospiel). Und auch «Extraleben» von Constantin Gillies muss in diesem Zusammenhang lobend erwähnt werden (Ready für das Extraleben?).

«Pixels» fällt in dieser illusteren Runde – zum meinem Erstaunen und gegen meine Erwartungen – nicht komplett ab. Der Film ist unterhaltsam und hübsch gemacht: Wie die Computerspiele in die reale Welt hineingestrickt sind, kann sich sehen lassen. Für Adam Sandlers Verhältnisse sind die Witze fast schon geschmackvoll, und Peter Dinklage, der uns als Tyrion in «Game of Thrones» ans Herz gewachsen ist, wächst als Cheater Eddie «Fireblaster» Plant über seine Mitspieler heraus.

So ein Trottel würde nie US-Präsident werden

Das ist dann aber leider auch schon alles Positive, was man über diesen Film sagen kann. Adam Sandler ist kein überzeugender Nerd, da kann man sich auf den Kopf stellen. Auch Kevin James hat kein Leinwandformat (trotz seines 16:9-Körperbaus, wenn hier etwas Body-Shaming erlaubt ist). In «King of Queens» war er einigermassen erträglich, aber ich habe bislang keinen Kinofilm mit ihm gesehen, indem er mich nur ansatzweise überzeugt hätte. Als US-Präsident ist er eine Fehlbesetzung, selbst wenn einem das «So ein Trottel würde nicht mal in den USA Präsident werden» aus nachvollziehbaren Gründen inzwischen im Hals stecken bleibt.

Dass der Film dem Anspruch, den man als Nerd und Videospielfan an ihn haben darf, nicht gerecht wird, ist allerdings kein Wunder. Es liegt an dem notorischen Hollywood-Impuls, jedes Thema auf Massengeschmack zu bürsten.

Flachgebügelter Mainstream

Das ist meines Erachtens das Problem überhaupt, warum uns alle die typischen Blockbuster inzwischen kalt lassen. Wenn jeder Depp im hintersten Inzuchtkaff im Bible belt nicht nur der Handlung folgen können muss, sondern sich auch von allzuviel Intelektualität oder Insidrigkeit nicht angegriffen fühlen darf, dann kommt einfach nur flachgebügelter, lahmer Mainstreammist raus. Zwar ein Spektakel und unterhaltsam – mehr aber auch nicht.

Ich blicke darum mit Bangen in die Zukunft. 2018 soll «Ready Player One» in die Kinos kommen. Dieser Stoff lebt von den unzähligen liebevollen Anspielungen an die Game-Kultur und das Leben der Nerds in den 1980ern und 1990ern. Wenn hier auch der Mainstream-Rasenmäher über die Story gegangen ist und alles weggesäbelt hat, was zu weit über das Fassungsvermögen des Durchschnittskinobesuchers herausgeragt ist, dann ist eine riesige Enttäuschung unvermeidlich. Dann wird hier ein Stoff kaputtgemacht, der sich als Miniserie bei Netflix wunderbar hätte entfalten können. Aber abwarten… immerhin spielen Adam Sandler und Kevin James nicht mit.

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