Lebensmittel aus dem Netz haben zwei grosse Nachteile

Die Produkte des täglichen Bedarfs kann man online bestellen und sich liefern lassen. Praktisch, aber man muss auch Kompromisse machen.

Wer hat Zeit, zum Gemüsemarkt zu gehen?(Bild: Arlington Courthouse Farmers Market, Cliff/Flickr.com, CC BY 2.0)

Seit einiger Zeit nutzen wir für die Bestückung unseres Haushaltes mit den gängigen Verbrauchsgütern LeShop. 1997 ist der Online-Supermarkt gegründet worden. Damit gehörte er schon 2008, bei unserer Digitalk-Sendung mit Mitbegründer Christian Wanner, zum Schweizer E-Commerce-Urgestein. Wenn ich gleich am Anfang meckern darf: Das sieht und merkt man der App und der Website auch an.

Wir nutzen LeShop, weil wir aus Gründen weniger zum Einkaufen kommen. Und weniger Lust zum Schleppen haben, weil der Rücken eh viel mitmacht.

Vorteile und Nachteile des Liefer-Abos

Die Erkenntnisse nach knapp einem halben Jahr:

Es funktionierte bis jetzt reibungslos und ist eine wirkliche Erleichterung im Alltag. Wir nutzen inzwischen auch das Lieferabo. Damit spart man sich Lieferkosten, ähnlich wie bei Amazon Prime. Darum: Eine echte Empfehlung an frischgebackene Eltern, das macht auch die Versorgung mit den Gütern wie Windeln, nach denen das Kindlein ständig verlangt, deutlich einfacher. Die grösste Panne war ein Romanescu, der innen schon reichlich verfärbt war. Er wurde umstandslos rückvergütet, hat beim Kochen aber natürlich trotzdem gefehlt.

Am Sortiment gibt es wenig auszusetzen. Abgesehen vom tragischen Umstand, dass es meine Lieblings-Schokocreme nicht gibt. Naja, vielleicht gibt es sie sogar, und ich habe sie bloss nicht gefunden, weil die Produktsuche echt schwierig ist, wenn man sich nicht an den genauen Produktnamen erinnert. Oder wenn ein Produkt nur eine generische Bezeichnung hat, wie das bei der Migros ab und zu vorkommt.

Und damit sind wir bei meinen Empfehlungen zuhanden Leshop für das noch bessere Einkaufserlebnis:

  • Die Suchfunktion ist ein Knackpunkt. Sie soll nicht zu viel und nicht zu wenig finden – sondern genau das richtige. Soll sie also Beschreibung und Synonyme berücksichtigen? Suche ich bei Leshop nach «Maisstärke», finde ich die «Patissier Maisstärke» von Migros Beutelform, nicht aber den Schweizer Klassiker Maizena. Der taucht nur auf, wenn man auch nach Maizena sucht. Sinnvoller schiene mir, dass bei der Suche nach «Maisstärke» alle relevanten Produkte auftauchen würden.
  • Eine Suche nach Verwendungszweck wäre ebenfalls sinnvoll. Um beim Beispiel zu bleiben, sollte auch der Begriff «Saucenbinder» relevante Produkte zum Vorschein bringen. Das tut er aber nur bei beim Produkt «Maizena Express Saucenbinder hell», weil der den Begriff zufällig im Namen trägt.
  • Auch unterschiedliche Schreibweisen müssten abgefangen werden. Suche ich nach «Rahm-Glacé Schoko», erhalte ich vier Produkte. Bei der Suche ohne Bindestrich («Rahmglacé Schoko»): 59 Produkte. Eine geheime Erziehungsmassnahme für Deppen?
  • Die App speichert häufig Gekauftes automatisch als «Lieblingsprodukte». Sinnvoll wäre, wenn man Listen wie «Kühlschrank Grundausstattung» anlegen könnte, um die in einem Rutsch dem Einkaufswagen hinzuzufügen. (Nachtrag: Eventuell geht das mit Meine Einkaufslisten in der App. Muss ich noch im Detail ausprobieren.)
  • … und an dieser Stelle taucht unvermeidlich die Idee von einem Standard-Austauschformat für Einkaufslisten auf. Die Idee: Wenn bei einem elektronischen Rezept die Zutatenliste in diesem Standardformat vorliegen würde, könnte man sie in einem Rutsch bei Leshop bestellen.
  • Angenehm wäre, wenn man Früchte, Gemüse und Fleisch in (näherungsweise) frei gewählten Mengen kaufen könnte. Ich verstehe, dass das logistisch schwierig ist. Aber das ist im Vergleich zum herkömmlichen Laden ein echter Nachteil, weil man dort genau so viel abwägt, wie man auch braucht.
  • Die Lieferung erfolgt nach unseren Erfahrungen immer recht pünktlich in einem relativ engen Zeitfenster. Trotzdem: Angenehm wäre ein Echtzeit-Tracking des Lieferautos. Da könnte der Kunde abschätzen, wie weit weg das Auto noch ist – und ob er noch eine Viertelstunde Zeit hat, um im Keller etwas zu werkeln oder ob er parat stehen sollte, um die Lieferung entgegenzunehmen.

Zum gläsernen Kunden werden

Zwei grundsätzliche Probleme gibt es, die sich mit dem Online-Supermarkt nicht aus der Welt schaffen lassen:

Einerseits ist es unvermeidlich, zum gläsernen Kunden zu werden. Das anonyme Einkaufen im normalen Laden wird wegen Cumulus, Supercard, elektronischem Tracking und Selbstabkassierung zwar zunehmend schwierig – es ist aber noch möglich. Wenn man seine Lebensmittel im Web ordert und liefern lässt, bleibt die komplette Bestellhistorie bestehen.

Andererseits holt man sich im richtigen Laden immer auch Inspiration – man findet, was man gar nicht gesucht hat. Das passiert beim digitalen Laden kaum. Man klickt sich nicht einfach durch beliebige Kategorien, so wie man im Laden den Gestellen entlangschlendert. Man neigt dazu, immer die gleichen Dinge zu kaufen und weniger auszuprobieren. Und das ist schon bedauerlich.

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