Was soll der Quatsch?

Donald Trump ist gewählt, sodass wir uns nun not­ge­drungen vier Jahre mit ihm abfinden müssen, falls nicht ein Amt­sent­he­bungs­verfahren dem Lauf der Dinge zuvor­kommt. Das heisst aber nicht, dass wir diesen Mann gutheissen sollten.

Bild: Donald Trump – The Don, DonkeyHotey/Flickr.com, CC BY-SA 2.0

Wir haben vorgestern im Nerdfunk über Lord Voldemort gesprochen, der neulich zum 45. Präsidenten seines Landes gewählt wurde und selbiges nun great again machen muss. Einen Punkt habe ich in der Sendung kurz angedeutet, aber, weil nicht wirklich technisch, nicht im Detail ausgeführt.

Es geht nun um all die relativierenden Aussagen rund um Fuckface von Clownstick. Sein Wahlsieg, so hat man den Eindruck, scheint so eine Art Verbot zu bewirken, dass man ihn nun nicht mehr blöd finden darf. Das ist beispielsweise die Argumentation von Leuten wie Markus Somm bei Schawinski (MP3 der Sendung vom 14.11.), die, falls ich es richtig begriffen habe, ungefähr so funktioniert: Medien und «Linke» haben ihn kritisiert. Er wurde trotzdem entgegen allen Erwartungen gewählt. Also ist die ursprüngliche Kritik widerlegt und haltlos.

Was natürlich ein Non sequitur ist. Es kann genausogut heissen, dass die Kritik zu wenig überzeugend formuliert war. Oder dass die Leute sie nicht gehört haben, weil sie längst in einer Filterblase leben. Oder dass die Leute für die Kritik, warum auch immer, nicht empfänglich waren. Es ist nicht so, dass eine Wahl einem Referendum über die allgemeingültige Weltanschauung gleichkommt.

Keine Absolution für Ausgrenzung, Sexismus und Misogynie

Die Wahl ist auch keine Absolution für Ausgrenzung, Sexismus und Frauenfeindlichkeit, Spott über Behinderte, das Schüren von Ressentiments und Twitter-Entgleisungen. Die Wahl ist lediglich eine Aussage darüber, dass die Mehrheit¹ diese Dinge entweder ignoriert, als nicht entscheidend erachtet oder sogar gutheisst – weil die Wähler nicht verpflichtet sind, ihren Entscheid zu rechtfertigen oder anhand eines Wertekanons zu treffen.

Journalisten sollten das tun, finde ich. Sie sollten logisch, nachvollziehbar und ethisch argumentieren. Daher kann es tatsächlich passieren, dass Journalisten zu einem anderen Schluss kommen, als die Leute an der Urne. Das Volch hat nicht immer recht – schon gar nicht, wenn es mit Lügen, Demagogie und Hass beeinflusst wurde.

Die Pirouetten der Trump-Apologeten

Aber es gibt ja noch mehr seltsame Argumentationspirouetten dieser Trump-Apologeten. Zum Beispiel: Wahlversprechen werden sowieso gebrochen, also darf auch Trumpusconi das tun. Stimmt natürlich nicht, weil es sehr wohl einen Unterschied macht, ob ein Wahlversprechen an politischen Realitäten scheitert oder aber, wie bei Donald Drumpf, fünf Minuten nach der Wahl ohne Not gebrochen wird. Weil The Don dann doch mal Obamacare gegoogelt hat.

Und wo wir dabei sind: Auch Vorschusslorbeeren sind nach diesem Wahlkampf wirklich unangebracht. Vielleicht war ein Teil der Hetze im Wahlkampf nur Rhetorik. Aber selbst das sagt etwas über den Charakter des Kandidaten aus – genauso wie dieser Stephen Bannon, der nun Chefberater ist. Falls Sauron Trump durch seine Wahl tatsächlich schlagartig vom Saulus zum Paulus transfomiert wurde, ist es trotzdem früh genug, wenn wir ihn deswegen erst in vier Jahren loben.

Die Sorgen der Arschlöcher

… also, dabei wollte ich an dieser Stelle doch nur kurz auf die Journalisten hinweisen, die nun nicht versuchen, die Risse in ihrer heilen Welt zu kitten, indem sie die Misere schönreden, auf seltsame Selbstgeisselung machen und ihrem Bedürfnis nachgeben, den riesengrossen Tabubruch kleinzureden.

Und nicht zu vergessen diese grossartige Tirade hier: Die Sorgen der Arschlöcher

Fussnoten

1) Eine Volksmehrheit gab es ja nicht: Diese Präsidentschaftskandidaten verloren trotz Stimmenmehr

Kommentar verfassen