Ein Herz für U-Bahn-Bauer

«Mini Metro» ist ein hübsches, kleines Aufbauspiel, in dem man keine ganzen Städte wie in «Sim City» bauen muss, sondern «nur» ein U-Bahn-System, das den Pendlern Freude bereitet.

Wäre eine Sternarchitektur diesem Ringchaos vorzuziehen gewesen?

Wieder einmal ein Spiel, das die Herzen im Sturm erobert! «Mini Metro» heisst es und wird von The Verge in den höchsten Tönen gelobt.

Zu Recht: Dieses Spiel transformiert eine alte Spielidee, die Aufbausimulation, nahezu perfekt für den kleinen Bildschirm. Ich bin ein Fan dieses Genres, es hat in meinem Alltag eigentlich gar keinen Platz. Games wie «Sim City» (Die Bürde des Bürgermeisters tragen) oder «Fallout Shelter» (Aufbauen, ohne das Konto abzubauen) brauchen einfach zu viel Betreuung, wenn man vorwärts kommen will.

So sieht eine gewachsene Infrastruktur aus.

Bei «Mini Metro» (5 Franken, iPhone, Android) ist das anders. Man muss, wenn man wirklich gut sein will, trainieren und Gehirnschmalz investieren. Aber man kann es sehr gut auch als Casual Game zwischendurch zocken, ohne eine Wissenschaft draus zu machen. Und auch sehr sympathisch: Das Spiel hat einen soliden Preis von 5 Franken und verzichtet dafür auf Free-to-Play-Mätzchen. Das unterstütze ich sehr gerne!

Die Haltestellen tauchen von allein auf und wollen miteinander verbunden werden

Beim Spiel muss man eine Stadt mit einer U-Bahn erschliessen. Dazu verbindet man die automatisch auftauchenden Haltestellen per Finger, indem man Linien zieht. Die Herausforderung besteht darin, dass man im Voraus nicht weiss, wo die Haltestellen auftauchen. Die Orte werden per Zufall bzw. durch das simulierte Pendleraufkommen gesteuert.

Durch diesen Mechanismus muss man seine Strategie immer wieder revidieren und mit den beschränkten Ressourcen in Einklang bringen – man erhält nämlich nur eine bestimmte Anzahl von Loks, Wagen, unterschiedlichen Linien und Umsteigebahnhöfe. Während das Pendleraufkommen steigt, entstehen so Engpässe. Und wenn man die nicht rechtzeitig behebt, ist das Spiel zu Ende. Ziel ist, die Simulation möglichst lange am Laufen zu halten und die Ströme der Reisenden im Griff zu haben.

Alles war gut – bis die eine Station oben aufgetaucht ist. (Wenn man noch eine Bahnlinie gehabt hätte, dann wäre eine Nord-Süd-Verbindung die Rettung gewesen.)

Wie zuvor besprochen: Strategien sind schwierig aufrechtzuerhalten – trotzdem ist natürlich genau das der Spass auszuprobieren, ob man nun mit einer ring- oder sternförmigen Architektur, mit Nord-Süd- und Ost-West-Linien oder mit reiner Improvisation am weitesten kommt. Erschwert wird das Spiel durch die geografischen Gegebenheiten: Bei den simulierten Städten London, Berlin oder Paris gibt es Flüsse, die unterquert werden wollen – doch auch die Tunnels sind knapp. Wenn also plötzlich eine Haltestelle auf der Île de la Cité bedient werden will, man aber kein Tunnel mehr vorrätig hat, ist man geliefert.

Etwas mehr Strategie wäre nützlich

Um die Pendlerströme zu verstehen, verwendet die Apps das Symbol des Zielbahnhofs für die Pendler. Man erkennt so, welche Verbindungen besonders beliebt sind. Die Analyse im laufenden Spiel ist allerdings relativ knifflig – spannend wäre herauszufinden, ob die beliebten Start- und Endbahnhöfe ebenfalls bei jeder Partie nach dem Zufallsprinzip neu ermittelt werden oder ob das immer die gleichen sind. Letzteres würde einem helfen, noch etwas strategischer zu spielen.

Da ist noch Luft nach oben. Bzw. nach unten.

Das Spiel hat die Qualitäten, die man heute von einem Game erwartet: Eine klare, reduzierte und ansprechende Grafik und eine einleuchtende Touch-Bedienung. Trotzdem, ganz selbsterklärend ist die nicht: Um eine bestehende Linie zu verlängern, muss man sicher sein, den Anfasser am bisherigen Endbahnhof zu erwischen – zoomen per Pinch-Geste hilft, falls man damit Schwierigkeiten hat. Man kann Linien zurückbauen, indem man den Anfasser zur den vorherigen Haltestellen zurückzieht. Und man kann Linien auch umleiten, indem man sie irgendwo in ihrem Verlauf anfasst und zu einer anderen Haltestelle zieht.

Die Zeit verlangsamen oder anhalten

Zwei kleine Extratipps: Wenn man auf das Kalendersymbol rechts oben tippt, kann man die Simulationsgeschwindigkeit erhöhen oder den Zeitablauf auch pausieren. Letzteres ist praktisch, wenn man gröbere Umbauarbeiten vornehmen kann. Und: In den Einstellungen gibt es auch den Nachtmodus mit dunklem Hintergrund.

Immer diese Entscheidungen: Brauche ich eine neue Bahnlinie oder ein Waggon?

Am Ende einer Partie kann man den Ablauf übrigens als GIF exportieren und sehen, wo die Partie entgleist ist.

Fazit: eine grosse Empfehlung!

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Am Ende kann man seine Bautätigkeit im Zeitraffer ansehen.

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