Alles mit scharf

Die App Fokus Pokus simuliert eine Lichtfeldkamera und erlaubt es, den Bereich der Schärfentiefe nachträglich zu verändern.

Für den Tagi habe ich mich letzten Mittwoch an die spannende Frage herangewagt, was die technische Entwicklung mit der Fotografie macht. Die Erkenntnis: Sie verändert alles, nichts bleibt beim alten. Die Phrase This changes everything wäre für einmal angebracht.

Für den Text Fotografieren jenseits der Physik habe ich mir auch einige Apps angeschaut, die man in den Bereich der Computational Photography einordnen würde. Namentlich Fokus Pokus von Dominik Seibold, im Apple App-Store erhältlich.

Diese App simuliert den Effekt, den man für viel Geld mit einer Lichtfeldkamera wie der Lytro (siehe Fotopioniere vor!) direkt und ohne App erzielen kann. Die Unterschiede zwischen Hardware und App liegen auf der Hand: Die App ist mit 1 Franken gegenüber der Hardware deutlich billiger. Die Lytro-Kamera mit 11 Megaray kostet um die 155 Euro oder mit 41 Megaray sogar 510 Euro. Weil die App ihr Motiv in mehreren Schritten erfasst, kann sie keine bewegten Motive aufnehmen, was mit der Lytro möglich ist.

Einfach zu handhaben

Die App ist unkompliziert in der Benutzung. Man richtet die Kamera aus, drückt auf den Auslöser und wartet, bis alle Bilder im Kasten sind. Im fertigen Bild tippt man auf die Stelle, die man gerne scharfstellen möchte und wie von Zauberhand – und mit einem netten Überblendeffekt – rückt die App ihn in den Fokus. Das wirkt sehr überzeugend, wenn man die Kamera still gehalten hat und das Motiv sich nicht bewegte. Falls das nicht der Fall war, wackelt es und man beobachtet Veränderungen im Bild und/oder Paralaxenfehler.

Vorne scharf…
… und hinten scharf. (Wer genau hinsieht, bemerkt, dass die Bilder nicht ganz deckungsgleich sind. Daran ist der Wind schuld, der bei der Aufnahme recht kräftig geblasen hat.

In der Übersicht sieht man seine Aufnahmen mit hin und her oszillierendem Fokus. Man kann Bilder mit dem gesetzten Fokus exportieren. Eigentliches Focus Stacking ist aber nicht möglich, das heisst, man kann keine von hinten bis vorne scharfe Aufnahme exportieren.

Eine Foto-App für Liebhaber

Fazit: Eine App für Liebhaber – der breiten Masse der Angwender dürfte der Sinn für Tiefenschärfe-Spielereien abgehen. Und wegen des kleinen Sensors des iPhones ist der Effekt auch nicht sehr ausgeprägt. Aber dafür kann die App natürlich nichts.


Die Schärfe per Mausklick verschieben – eines meiner Lytro-Testbilder.

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