Wie Skype stilecht aufnehmen?

Mehrere Möglichkeiten, wie man Skype-Gespräche in optimaler Qualität, also auch Radio- oder Videotauglich, aufzeichnet.

👉 Eine aktuellere und umfassendere Erklärung zum Thema findet sich im Beitrag Eine Handreichung für die Aufzeichnung von Video-Konferenzen.

Gestern ging es an dieser Stelle um die Bruehlgarden Studios, wie ich meine Audio-Heiminstallation etwas grossspurig nenne. Offen blieb die Frage nach dem Minus-Mix für Skype, oder N-1 Mix, wie man ihm auf Deutsch sagt.

Es geht dabei konkret um die Verwendung von Skype und die Möglichkeiten, um Gäste von aussen zuzuschalten.

Audio Equipment from hell!

Kiss (Keep it simple and stupid)

Die einfache Variante, ein Skype-Gespräch aufzunehmen, besteht darin, ein iPad mit der Skype-App über einen Klinkenstecker ins Mischput zu führen. So hat man das Skype-Eingangssignal auf einem Kanal, was für die Sendung und/oder Aufzeichnung völlig ausreicht. Ich habe bei Stadtfilter dieses Szenario dutzendfach durchexerziert.

Einen Nachteil hat dieser Aufbau: Der Skype-Gesprächspartner hört den Sendungsmacher (mich) übers Mikrofon des Tablets. Die Audioquellen nebst dem Mikrofon – Musik, Jingles und Einspieler – gelangen nicht zum Gesprächspartner. Denn die sind im Studio zwecks Vermeidung von Rückkoppelungen bei offenem Mikrofon nur auf den Kopfhörern zu hören.

Das ist bei Sendungen wie dem Digitalmagazin an sich kein Problem: Es kann zwar passieren, dass die Gesprächspartner in die Jingles quatschen, weil sie sie nicht hören. Das lässt sich aber auch einfach vermeiden: Beim Stadtfilter habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, das Mikrofon während den Jingles kurz abzuschalten. Dann laufen sie über die Boxen und sind via Skype vernehmbar. Und ich kann mal schnell den Rotz hochziehen (falls nötig).

Der Nachteil dieser hemdsärmlige Methode liegt darin, dass sie Einspieler im eigentlichen Sinn verunmöglicht: Man kann nicht über etwas diskutieren, was für den Gesprächspartner unhörbar bleibt. Da ich mir die Option offen halten will, O-Töne in der Sendung zu nutzen, wäre ein etwas ausgeklügelteres Setup sinnvoll.

Kinssnaas (Keep it not so simple and not at all stupid)

Dazu gibt man den fertigen Mix an Skype bzw. den Gesprächspartner weiter. Allerdings kann man nicht das Summensignal verwenden, sondern muss aus dem Mix das Skype-Eingangssignal entfernen: Sonst hört sich der Gesprächspartner mit Echo bzw. bei dem Skype-üblichen längeren Delay mit Verzögerung – was extrem irritierend ist. Skype rechnet dieses Signal normalerweise raus, weil viele Leute es nicht mit Headset, sondern mit Lautsprechern verwenden. Diese Echo cancellation ist technisch recht beeindruckend, weil sie selbst mit scherbelnden Lautsprechern zurechtkommt – wie man merkt, wenn sie mal nicht funktioniert.

Für einen sauberen, von Rückkoppelungen freien Mix braucht es somit diesen mythischen N-1-Mix. Das Mischpult muss dafür einen Kanal wie Aux Send o.ä. haben, der die passenden Quellen zurückliefert. Profi-Mischpulte erlauben die Definition mehrerer Ausgänge, für die man die Eingangskanäle separat schalten kann. Das ermöglicht es zum Beispiel, im Radiostudio übers Mikrofon etwas aufzunehmen, während Musik über den Sender läuft.

So hübsch sieht das Setup in Echt aus…

Mein Mixer hat keinen solchen Ausgang. Dieser ist den grösseren und teureren Modellen vorbehalten. Es gibt am Mackie 402-VLZ4-4 (Amazon) aber einen Tape-In– und einen Tape-Out-Kanal (siehe PDF-Handbuch Seite 16). Der Tape-In-Eingang ist für DJs gedacht, die Effekte und ähnliches vorhören möchten, bevor sie sie dem Mix dazugeben. Dazu gibt es eine Taste namens Tape in to Main, der das tut. Ist sie nicht gedrückt, landet das über diesen Eingang geschaltete Signal nicht im Mix.

Meine Absicht ist nun, Tape in mit nicht gedrückter Tape in to Main für den Skype-Input zu nutzen. Ob es wirklich funktioniert, erfahre ich, sobald das letzte Puzzleteil bei mir eingetroffen ist und ich einen Testlauf durchführen kann. Ich sehe aber keinen Grund, weswegen es nicht funktionieren sollte.

Und ist das nun der Weisheit letzter Schluss?

Diese Konfiguration hat zwei Nachteile: Ich kann so nicht das Signal ab Main out aufzeichnen – weil dort das Skype-Gespräch nicht enthalten ist, was den Nutzen der Aufzeichnung doch arg schmälern würde –, sondern muss einen Kanal dafür nehmen, auf dem das Signal drauf ist. Zum Beispiel den Kopfhörerausgang. Tape out geht vielleicht auch. Zweiter Nachteil: Der Level Meter (Pegelanzeige) schlägt beim Skype-Eingang nicht aus. Ich muss die Lautstärke über den Kopfhörer und über die Aussteuerungsanzeige bzw. die Hüllkurve von Audacity am Computer kontrollieren. Das ist ein Schönheitsfehler, aber akzeptabel. Darum habe ich deswegen kein grösseres Mischpult gekauft.

Das letzte Puzzleteil ist eine Weiche, mit der man am Klinkeneingang des iPads Ein- und Ausgang separat ansteuern kann. Da man dort normalerweise Headsets anschliesst, ist das eine Klinke. Ich habe dafür den StarTech.com Headset adapter for headsets with separate headphone / microphone plugs – 3.5mm 4 position to 2x 3 position 3.5mm M/F (grossartiger Produktname übrigens) bestellt, der mit seinem Preis von $6.41 bei Amazon gemischte Besprechungen erhalten hat. Er ist leider noch nicht eingetroffen, weswegen das endgültige Fazit zu diesem Setup noch nicht erfolgen kann. Laut Amazon müsste es aber jede Minute so weit sein… Falls das Ding nichts taugt, verspreche ich mir vom Rockit Headphone/Microphone Splitter mehr Glück. Der wird aber – wie bei Amazon häufig der Fall – nicht in die Schweiz versandt, sodass ich den über eine deutsche Adresse bestellen müsste.

Die Pointe am Ende!

Und jetzt die grosse Frage, ob es klappt, wie ich mir das so schön ausgemalt habe. Um das zu erfahren, bleibt euch nichts anderes übrig, als euch den folgenden Mitschnitt der Testreihe anzuhören. Und ich verspreche: Es lohnt sich, ihn bis zum Ende zu konsumieren – es gibt nämlich eine IMHO überaus gelungene Pointe am Ende!¹

PS: Eine gute Methode, um Skype aufzunehmen, ist und bleibt der im Beitrag Videopodcasting via Skype vorgestellte Call Recorder von Ecamm Network. Den verwende ich nach wie vor für die via Skype aufgezeichneten Publisher-Insiders-Folgen. Der Unterschied zur vorgestellten Methode besteht darin, dass man keinen fertigen Mix erhält, sondern Rohdaten, die man im Audio- oder Videoschnittprogramm mit den Aufzeichnungen ab Kamera und/oder Audiorecorder zur fertigen Sendung verarbeitet.

Fussnoten

1) Mir ist eingefallen, dass sich die Frage des Echos via Skype Testservice nicht abschliessend klären lässt, da dort immer nur in eine Richtung verbunden wird. Dieser Vorbehalt gilt für meinen Test – ich gehe aber trotzdem davon aus, dass es klappt… Die erste Aufzeichnung hat nun abseits des Testservice bestätigt: Das Setup funktioniert wie beabsichtigt.

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