Hörspiel 2.0

Interaktiv und dreidimensional: Der WDR hat mit «39» eine Audioproduktion auf Lager, die die Hoffnung nährt, dass dank Internet und Digitalisierung das Radio die Freude am Fabulieren wiederentdeckt.

Neulich habe ich mich vergoogelt und bin beim Hörspiel «39» von WDR3 gelandet. Das verspricht zweierlei: Zum ersten will es interaktiv sein. Und zum zweiten ein «3-D Hörspiel für Kopfhörer».

Flache Bilder zu dreidimensionalem Klang.

Was das erste Schlagwort bedeutet, wird schnell klar: Es gibt «39» auch als App für Android-Geräte und für iPhones und iPads. In der App gibt es verschwommen-psychedelische Bilder, in denen man sich mit Wischen und Zoomen von Szene zu Szene bewegt – und mitunter auch die Reihenfolge der Geschehnisse leicht variieren kann.

Zuhören ohne wischen

Echte Interaktivität bietet die App allerdings nicht: Die Ereignisse verändern kann man nicht. Daher neige ich zur Empfehlung, «39» in der nicht-interaktiven Form zu geniessen. Bei der schliesst man die Augen, folgt der Geschichte, ohne auf dem Tablet wischen zu müssen. Und statt den schummrigen Bildern hat man sein Kopfkino.

Bleibt das zweite Schlagwort: 3D. Von Dreidimensionalität zu sprechen, ergibt im Audiobereich nun nicht den geringsten Sinn, da sich der Begriff explizit aufs Sehen bezieht. Da der WDR den Begriff nirgends erklärt ist man auf Mutmassungen angewiesen.

Kunstkopfstereo?

Ich vermute (und so hört sich das Hörspiel auch an), dass es in Kunstkopf-Stereo bzw. als binaurale Tonaufnahme produziert wurde – weswegen man sie auch mit Kopfhörern hören muss, weil der Raumklang bei dieser Tontechnik nur im Kopfhörer funktioniert. Ich habe vor Urzeiten in der Folge 20 des Digitalmagazins übrigens ein paar Müsterchen in Kunstkopf-Stereo gespielt.

Fazit: Interaktivität brauche ich bei Hörspielen nicht unbedingt, aber der Raumklang wertet das (meines Erachtens sowieso völlig unterbewertete) Genre des Hörspiels enorm auf. Gern mehr davon!

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