Tummelplatz für digitale Spielkinder

Das Animationsprogramm Motion von Apple im Wandel der Zeit: Vieles ist einfacher geworden – und vor allem kostet das Programm nur noch einen Bruchteil seines ursprünglichen Preises.

Beim Blick in mein Archiv für die Rubrik Zufallsscreenshot des Tages bin ich folgendem Screenshot begegnet.

Motion damals…

Er zeigt Motion, Apples Programm zur Video-Animation, ungefähr vergleichbar mit After Effects von Adobe. Ich habe die erste Version damals im Beitrag Pixel mit Bewegungsdrang für den Publisher vorgestellt.

Die Konzepte sind in Motion die gleichen geblieben: Man realisiert komplexe Videoanimationen, indem man seine Elemente – Videobilder, Standbilder, geometrische Elemente wie Rechtecke oder Textbausteine – auf einer Zeitleiste verändert. Durch Keyframes kann man die Eigenschaften zeitlich verändern. Man setzt auf der Zeitleiste bei Punkt A ein Keyframe und wählt die Ausgangsposition eines Elements. Dann setzt man bei Punkt B ein zweites Keyframe und verschiebt sein Element an die Zielstelle. Und zwischen den beiden Punkten berechnet die Software einen kontinuierlichen Verlauf, sodass das Element beim Abspielen flüssig von Punkt A nach Punkt B wandert.

Der Keyframe-Trick

Auf die gleiche Weise stehen sämtliche Eigenschaften der Elemente zur Animation zur Verfügung: Deckkraft, Konturen, Grösse, Rotation, Scherung, und so weiter. Es ist auch mögilch, diese Veränderungen nicht linear auszuführen, sondern (für Bewegungen) einen Pfad festzulegen bzw. die Veränderung anderer Eigenschaften zu beschleunigen, abzubremsen oder über Kurven sogar noch komplexer zu gestalten. Über die Filter treibt man das Spiel noch weiter und fügt zu Elementen «Modifikatoren» hinzu, die Farbe verändern, Unschärfe hinzufügen, Glühen oder Kacheln einbaut – genauso, wie man statische Bilder in einer Bildbearbeitung mit Filtern (Effekten) traktiert, macht man das in Motion zeitabhängig mit bewegten Elementen.

… und heute.

Es gibt eine Reihe vorgefertigter Effekte, beispielsweise für elaborierte Textanimationen: Buchstaben, die ins Bild hüpfen und einen Vorspann bilden, hin- oder weggewirbelt werden. Und wenn man noch viele Features aufzählen könnte – eins ist längstens klar: Motion ist ein Tummelplatz für digitale Spielkinder. Mein Fazit damals fiel entsprechend positiv aus:

Wer digitale Videos produziert, kann seine Filme per Motion mit professionellen Effekten anreichern, überzeugende Intros, Trailer oder illustrative oder schematische Sequenzen gestalten. Auch Produzenten von Flash-Movies, Webdesigner mit einer Abneigung oder Videokünstler finden in Motion ein leistungsfähiges Werkzeug. Kreativ sind die Motion-Schöpfungen nicht per se; ob Kunst oder Pixelmüll entsteht, liegt auch in diesem Fall allein beim User. Doch Apple macht es dem User leicht, den Pixeln das Laufen zu lehren. Wenn sich die Inspiration nicht einstellt, ist nicht die Software schuld.

Das ist auch heute noch so – obwohl die Software über die Jahre dazu gewonnen hat. Sie kann inzwischen auch dreidimensionale Titel generieren und es sind diverse neue Konzepte hinzugekommen, wie beispielsweise die Verhaltensmuster oder das Motion-Tracking, bei dem man ein Element im Videobild erfasst und daran ein anderes «anheftet».

Ein Schnäppchen!

Eines hat sich allerdings geändert. Der Preis. Der beträgt nicht mehr 449 Franken. Die App ist für 48 Franken im Mac-Appstore zu haben. Keine Frage: Da habe ich zugeschlagen. Der Preis ist es mir allemal wert, selbst wenn nur ein (peinliches, weil überproduziertes) Intro für Publisher Insiders herauskommt.

Hier ist das überproduzierte Intro zu sehen…

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