Ein Fenster fliegt mir um die Ohren

Was tun, wenn beim Windows-Start ganz kurz ein Fenster erscheint, von dem man nicht weiss, ob es zu einem guten oder bösen Programm gehört? Mein Trick, wie man diesen Fall aufklärt.

In der Theorie sind Technik und Computer unsere Freunde und Helfer. In der Praxis führen sie uns oft an der Nase herum. Sie entwickeln ein Eigenleben, tun nicht das, was sie sollten, müssen gebändigt und gezähmt werden. Da fühlt man sich nicht wie der Herr seiner technischen Helfer, sondern als deren Sklave.

Windows hat diesbezüglich zu Recht einen schlechten Ruf. Das System tut oft nicht das, was es sollte. Oder, um genauer zu sein: Es tut nicht nur das, was es sollte. All die Crapware auf dem System führt sich auf, als ob ihr der Computer gehören würde. Das ist ein seit Jahren anhaltender Missstand, den Microsoft sträflich ignoriert.

Der Yeti unter den Windows-Ärgernissen.

Mein Windows 8 ärgert mich seit längerem, indem es beim Start für den Bruchteil einer Sekunde ein Fenster anzeigt. Das flackert kurz auf und verschwindet wieder. So schnell, dass man keine Chance hat, den Fenstertitel zu lesen oder das Icon zu identifizieren. Viele Windows-User werden das (manche aus einer gewissen Resignation heraus) für nebensächlich halten: Es stört ein bisschen, erledigt sich dann aber sogleich von selbst.

Diese Sache schreit nach Aufklärung

Ich meinerseits kann dieses mysteriöse Fenster nicht auf sich beruhen lassen. Erstens habe ich das Thema in der Kummerbox oft genug behandelt. Zweitens will ich wissen, was auf meinem Rechner passiert. Und drittens könnte es sich ja auch um eine Schadsoftware, ein Spionage-Tool, den Staatstrojaner oder sonstwas Grusliges handeln.

Was tun?

Ich habe natürlich Security Essentials laufen lassen (ohne Befund) und mich mit Autoruns und der Ereignisanzeige bemüht – doch eben: Wie die Kummerbox vom 25. Februar 2013 beschrieb, braucht es für eine Recherche handfeste Anhaltspunkte.

Ich habe mich also, so doof das nun klingt, mit dem iPhone vor den Bildschirm gesetzt und mit der Slo Mo-Funktion ein Video gedreht. Dabei gelang mir oben stehendes Beweisbild.

Fast wie die Yetijagd

Auf den ersten Blick ähnlich aussagekräftig wie die verwackelten Fotos vom Yeti oder Nessie: Man erkennt den Titel «Genie», den nutzlosen Hinweis «Program start» und die drei Knöpfe OK, Cancel und WPS. Das verwaschene Icon lässt bei mir nichts klingeln.

Auf den zweiten Blick hilft das Augenzeugenbild weiter: Es liefert klare Anzeichen dafür, dass Netgear hinter dem Spuk steckt. Ich verwende den Netgear A6100 Genie-Adapter. WPS dürfte für Wi-Fi Protected Setup stehen – der Genie-Adapter hat auch einen WPS-Knopf. Und meine Erfahrung mit Netgear ist, dass die grauenhafte Treiber schreiben – also genau solche, die nutzloserweise irgendwelche Fenster aufpoppen lassen.

Im Ordner C:\Program Files (x86)\netgear\A6100\ findet sich ein Programm namens A6100.exe, bei dem man das verwaschene Icon des Beweisfotos wiedererkennt. Startet man dieses Programm manuell, ist (warum auch immer) sofort die WLAN-Verbindung weg. Via Autoruns ist A6100.exe nicht aufzufinden, was IMHO darauf hindeutet, dass die Anwendung nicht direkt ausgeführt wird, sondern vom Treiber oder dem Netgear-Dienst RtlService.exe aufgerufen wird. Ich mache mir mal das Vergnügen, die ausführbare Datei in A6100.out umzubenennen. Was bewirkt, dass sie nicht mehr ausgeführt werden kann.

Fall gelöst

Resultat: Das nervige Fenster bleibt weg, WLAN funktioniert trotzdem. Mission accomplished.

Das Corpus delicti.

Kommentar verfassen