Der Musikkübel

Das Libratone Zipp ist ein WLAN-Lausprecher, der optisch und akustisch etwas hermacht.

Ein Gadget namens Libratone Zipp hat in unseren Haushalt Einzug gehalten. Das ist nicht mehr brandneu, sondern seit mehr als zwei Jahren erhältlich – also fast schon ein Oldie.

Passt gut neben das DAB-Radio und die geheimnisvolle Truhe.

Andererseits war das Gerät ein Auftragskauf mit genauen Vorgaben, denen es bestens entspricht: Es muss drahtlos per Airplay bespielbar sein. Es muss handlich genug sein, um durch die Wohnung getragen zu werden. Es sollte das Auge erfreuen (oder zumindest nicht beleidigen), und last but not least auch noch gut klingen. Diese erfüllte das Produkt aus Dänemark gut – zumindest auf dem Papier. Und da die Lautsprecher keinem ultraschnellen technischen Wandel unterworfen sind, schadet es meines Erachtens nicht, dass das Gadget schon recht gut abgehangen ist. Die Gefahr von Kinderkrankheiten ist jedenfalls geringer als bei einem brandneuen Produkt.

Filz ist nicht immer ein Schimpfwort

Nun habe ich das gute Stück letzte Woche in Betrieb genommen und darf an dieser Stelle ein wohlwollendes Urteil verkünden. Die Box macht einen soliden Eindruck. Sie hat, anders als die Produkte der klassischen Heimelektronikhersteller wie Sony oder Philips kein technoides Design, sondern wirkt mit ihren auswechselbaren Filzüberzügen sympathisch und geradezu freundlich. Das Gewicht von 2,2 Kilo ist mehr, als ich mir gewünscht hätte. Trotzdem ist sie mobil genug, um auch mal ins Büro oder Schlafzimmer mitgenommen zu werden. Der Sound ist nicht ultimativ High-end, aber für Alltagssituationen absolut ausreichend.

Offen für Kabel und elektromagnetische Wellen.

Der Klangkübel – die Bezeichnung rührt von der Form her und soll nicht implizieren, dass sich die von uns hineingestreamte Musik auf Wegwerf-Niveau bewegen würde – lässt sich vielseitig ansteuern. Man kann eine Quelle per Klinke verbinden oder über USB anschliessen. Der Königsweg der Bespielung erfolgt jedoch per WLAN über Airplay oder den DLNA-Standard. Wenn kein WLAN-Router in der Nähe ist, kann man auch eine Adhoc-Verbindung zum Kübel aufbauen, was bei Libratone PlayDirect heisst.

Per WLAN können diverse Geräte im Haushalt als Soundquelle herhalten, ohne dass man sie physisch verbinden müsste. Ausserdem unterstützt der Kübel Spotify Connect. Diese Technik macht den Kübel zum Spotify-Client, d.h. die Musik wird von Spotify direkt auf den Kübel gestreamt, ohne dass ein Umweg übers Mobilgerät nötig wäre.

Das iPhone oder iPad dient nur als Fernbedienung für die Musikauswahl. Das funktioniert bestens und hat mehrere positive Nebenwirkungen: Man kann die Musikwiedergabe auch dann starten, wenn man sich ausserhalb des heimischen WLAN-Netzes befindet. Und man kann das iPhone für ein Telefonat verwenden, während eine Playlist wiedergegeben wird.

Der WLAN-Heckmeck

Die Inbetriebnahme könnte einfacher sein, wenn das iPhone (und das Zipp) NFC unterstützen würden, aber es geht auch so: Man lädt die Libratone-App aufs iOS-Gerät, verbindet mit dem aufs WLAN der Libratone-Lautsprecherbox, öffnet die App und hinterlegt mit deren Hilfe die WLAN-Zugangsdaten. Nach einem Neustart erscheint die Lautsprecherbox als Airplay-Ziel in den Menüs der iPhones, iPads und bei iTunes und kann direkt angesteuert werden.

Über die App wird der Lautsprecher konfiguriert. Auch der Akku-Ladestand ist ersichtlich (links). WLAN- und Klangeinstellungen. Full-Room soll laut Handbuch (PDF) für guten Klang sorgen, selbst wenn Brüllkübelchen in einem Regal steht.

Bis die Musik spielte, gab es einige kleine Hürden zu bewältigen: Meine Frau war mit dem Namen der Box nicht einverstanden, worauf ich sie auf «Brüllkübelchen» umgetauft habe. Ihr iPhone hat Brüllkübelchen anfänglich hartnäckig ignoriert, was durch einen Neustart zu beheben war. Für Spotify Connect war ein Firmware-Update notwendig, was via App reibungslos vonstatten ging.

Das grösste Problem waren zwei bis drei Sekunden lange Klangaussetzer, die mit mehreren iOS-Geräten auftraten. Da die Aussetzer regelmässig auftraten, drängte sich mir die Vermutung auf, dass eine Art pulsierende Störquelle vorhanden sein musste. Nachdem ich manuell den WLAN-Kanal gewechselt hatte, war dieses Problem denn auch schon behoben.

Fazit: Für absolute Hifi-Freaks wohl nicht die richtige Wahl, aber für die flexible Klangversorgung mit Streaming-Musik, lokalen Dateien, Podcasts und Hörbüchern eine flexible und charmante Lösung. Die positive Überraschung war, dass man auch bei Filmen (Netflix, Wilmaa) den Ton über den Klangkübel wiedergeben kann, ohne dass es zu störenden Synchronisationsproblemen zwischen Bild und Ton gekommen wäre – diesbezüglich hatte ich meine Bedenken!

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