Paradoxon par excellence

«Predestination» ist die Verfilmung von Robert A. Heinleins Geschichte «Entführung in die Zukunft» («All You Zombies») und eine Art cineastisches Möbiusband.

Eine gute Zeitreise-Geschichte muss paradoxe Konstellationen heraufbeschwören – davon bin ich überzeugt. Mein Kritikpunkt an Dean Koontz’ Geschichte «Lightning» war, dass er sich mit einem erzählerischen Trick um allzu widersprüchliche Momente herumgedrückt hat.

Eine Begegnung, wie sie ohne Zeitreise nicht möglich wäre…

Nun bin ich, so es der Zufall will, der Geschichte Entführung in die Zukunft (All You Zombies) von Robert A. Heinlein begegnet – und zwar in Form der australischen Verfilmung Predestination (Bluray bei Amazon).

An dieser Stelle darf ich, um nichts zu spoilern, nichts weiter verraten, als dass die das Paradoxe am Zeitreisen auf die Spitze treibt. Eine Erzählung des Plots gibt es in der Fusszeile – lesen sollte das nur, wer weder Bock auf das Buch noch auf den Film hat!¹.

«Memento» bleibt ungeschlagen

Der Film ist trotz des Plots, der wie eine Art Möbiusband keine lineare Erzählung zulässt, verständlich. Er versucht, einigermassen gradlinig zu erzählen, soweit das halt möglich ist. Er kann daher durchaus mit Inception mithalten und hat mir noch etwas besser als Loopers gefallen. Was die verschrobene Zeitwahrnehmung angeht, bleibt Memento jedoch ungeschlagen.

Fussnoten

1) Die verwirrliche (Nicht-)Chronologie der Ereignisse wird schön im englischen Wikipedia-Artikel All You Zombies aufgedröselt. Der Clou des Films ist, dass drei Personen darin vorkommen: Eine Waise, die wir am Anfang der Geschichte bei ihrer Geburt und der Jugend erleben. Ein geheimnisvoller Mann, mit dem die zur jungen Frau herangewachsenen Waise eine kurze Beziehung hat und ein Kind zeugt. Und ein Barkeeper, der eine Art Doppelleben als Agent zu führen scheint und einen Bomben-Attentäter jagt. Die Frau und der Barkeeper lernen sich in einer Bar kennen, wo sie darüber diskutieren, wer die ungewöhnlichere Lebensgeschichte hat.

Der Clou ist nun, dass es sich bei allen Personen um die gleiche Person handelt – also Waisenkind, geheimnisvoller Mann, Barkeeper/Bombenattentäter. Damit das überhaupt möglich ist, erfährt die junge Frau, dass sie als Hermaphrodit geboren wurde. Während sie nach ihrer Affäre ein Mädchen gebiert, erleidet sie Komplikationen, dass sie zum Mann umoperiert werden muss. Der Bartender hatte während einer Zeitreise einen Unfall, der ihm das Gesicht verbrannte und eine Gesichtstransplantation nötig machte – das erklärt, warum sich die Hauptfigur ein weiteres Mal so verändert, dass kein Wiedererkennen möglich ist.

Nun ist es der Bartender, der den Mann nach seiner Geschlechtsoperation in die Vergangenheit führt und die Begegnung mit sich selbst ermöglicht. Er bringt nach der Geburt das Kind in die Vergangenheit, sodass es als Waisenkind aufwachsen kann.
Die Frage ist natürlich – wo ist der Anfang, wo das Ende? Und wie kann in diesem geschlossenen Kreislauf überhaupt Leben entstehen? Diese Frage muss, einleuchtenderweise, offen bleiben.

Kommentar verfassen