Warum ich keine Apple-Apps mehr nutze

GarageBand war ursprünglich nicht nur eine Software für die Musik-, sondern auch für Podcastproduktion. Doch letztere Funktionen wurden allesamt ausgebaut, sodass sich vorhandene Projekte nicht mehr bearbeiten lassen. Das zerstört das Vertrauen in Apple-Apps.

Vor unserem Wechsel zu Auphonic produzierte ich den Podcast des Digitalmagazins und auch den altehrwürdigen Digitalk mittels GarageBand von Apple.

Die neue Version von GarageBand ist hübsch anzusehen, aber für Podcaster komplett nutzlos.

So sind mehr als 250 Projekte zusammengekommen, die ich feinsäuberlich archiviert habe. Ob ich die wirklich jemals brauchen werde, steht auf einem anderen Blatt – aber rund 17 GB für den Fall der Fälle vorzuhalten, ist heute keine Staatsaffäre mehr.

Apples Verrat an den Podcastern

Ein Problem gibt es allerdings – und das ist Apple. Dieses Unternehmen hat bekanntlich keine Skrupel, seine Produkte nach Gutdünken umzubauen und Funktionen zu entfernen, die nicht mehr ins Konzept passen. Ein bekanntes Beispiel ist Pages. Das Textverarbeitungs- und Layoutprogramm wurde aufgrund der Angleichung an die mobilen Versionen von iOS radikal um Funktionen erleichtert. Eine Übersicht findet sich in der Pages 5 features checklist. The Register hatte damals sogar geschrieben: OS X Mavericks upgrade ruins iWorks.

Mit dem Update auf Version 10 hat Apple (für mich) auch GarageBand ruiniert. Das Programm öffnet alte Projekte zwar. Man sieht die geschnittenen Audiospuren und kann mit diesen arbeiten. Sämtliche Enhanced-Podcast-spezifischen Funktionen wie Kapitelmarken und -bilder sind weg. Wenn man sich den Paketinhalt einer Projektdatei ansieht (Ctrl-Klick auf die Datei und Paketinhalt zeigen), dann wird ersichtlich, dass der Ordner Media/Images ersatzlos gestrichen wurde. Er enthielt bei der alten Version die Kapitelbilder.

Wie schon angedeutet: Podcasts haben im Schnitt eine kurze Halbwertszeit, vor allem solche aus der Tech-Ecke. Trotzdem ärgert mich Apples Verweigerung gegenüber einer vernünftigen Rückwärtskompatibilität über alle Massen. Ich habe sehr viel Zeit in diese Projekte gesteckt. Ich will die Möglichkeit haben, beispielsweise zu Jubiläumszwecken eine «restaurierte» Fassung eines Podcasts zu erstellen. Anfänglich hatten wir weder den Schnitt noch die Audiobearbeitung im Griff, sodass sich da einiges herausholen liesse.

Erschüttertes Vertrauen

Das wahre Problem ist jedoch nicht das Podcast-Problem. Sondern das erschütterte Vertrauen. Die digitalen Dokumente sind das Kapital von uns Wissensarbeitern. Rückwärtskompatibilität ist ein absolut zentraler Faktor – und er wird für mich immer wichtiger, je mehr solcher Dokumente ich über die Jahre angehäuft habe.

Wir Anwender können und dürfen verlangen, dass wir unsere alten Dokumente auch nach zehn oder zwanzig Jahren vollumfänglich und möglichst originalgetreu öffnen können – denn ob die Inhalte in diesen Dokumenten veraltet oder komplett zeitlos sind, ist schliesslich unsere Sache. Wir Anwender haben auch den berechtigten Anspruch, dass wir für diesen Zugriff auf die alten Dokumente keine virtuellen Maschinen installieren und Uralt-Versionen von Betriebssystemen und Apps auftreiben müssen – sondern nicht mehr tun müssen, als auf Öffnen zu klicken.

Nun ist diesbezüglich keiner der Hersteller ein Vorbild. Google gebärdet sich noch immer wie ein manisch depressives Startup und gebiert und tötet Dienste, wie es Sergey und Larry gerade passt. Adobe macht die Sache nicht schlecht – doch wenn man etwa PageMaker-Dateien in InDesign weiterverwenden muss, kann man leicht in üble Probleme hineinlaufen. Microsoft seinerseits legt zwar grossen Wert auf Rückwärtskompatibilität. Das müssen die Redmonder auch, schliesslich wird ihre Software nicht nur privat, sondern auch von Unternehmen aller Grössen und von Ämtern und Behörden genutzt. Dokumente ab so zirka 1997 sind heute kein Problem. Doch wenn man es mit älteren Dateien zu tun bekommt, dann wird es haarig, wie ein konkretes Beispiel zeigt.

Ich erlebe es immer wieder, dass Dateien eben nicht für die Ewigkeit gemacht sind – siehe auch das Money-Problem oder der Umstand, dass sich mit älteren Versionen von Windows (inklusive XP) erstellte Backups bei den neueren Versionen nicht ohne weiteres zurückspielen lassen.

Eine Frage des Zeithorizonts

Kurz: Die Tech-Unternehmen müssen lernen, über den Zeithorizont bis zum nächsten Produkt-Release hinauszublicken und die wichtigen Bedürfnisse von den sofort verpuffenden Hypes zu unterscheiden. Die Anwender ihrerseits kommen nicht darum herum, vorerst ihre Software sehr sorgfältig zu wählen.

Ich benutze darum keine Apple-Anwendungsprogramme mehr – also kein Numbers, kein Pages, kein GarageBand und kein iPhoto oder Aperture (sowieso ein Fall für sich!). Im Einsatz habe ich einzig und allein FinalCut Pro X. Die Videoprojekte sind mir für eine Archivierung allerdings bislang schlicht zu gross – die werfe ich nach drei bis sechs Monaten nach der Fertigstellung weg.

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