Tee aus Eis, mit Kultcharakter

Der «Ice Tea» ist ein Klassiker des Grossverteilers Migros. Er stand schon in den 1980er-Jahren dort, als ich mich als Gymnasiast mit derlei Verpflegung über die Runden brachte. Doch was taugt das Getränk aus heutiger Sicht?

Von der Migros habe ich einen grossen Karton mit Rezensionsexemplaren für meine neue Teerubrik erhalten. Darunter waren auch einige trinkfertige Teezubereitungen, die meisten davon Eisteevarianten, die bei der Migros «Ice Tea» heissen und gemäss Eigenlob Kultcharakter haben.

Nun kann man sich streiten, ob die Migros nicht etwas leichtfertig mit dieser Ehrenbezeichnung um sich wirft – zumal im Wikipedia-Artikel zum Thema zwar der Citroën DS, nicht aber der Migros Ice Tea Erwähnung findet.

Was Eistee angeht, habe ich in Phasen meines Lebens wirklich zu tief ins Glas geschaut. (Bild: Pat Pilon/Flickr.com)

Aber ich will auch nicht kleinlich sein. Der Migros-Tee hat meine Jugend geprägt, indem ich ihn während meiner Teenagerjahre im Gymnasium exzessiv getrunken habe. Damals gab es ihn noch im Tetrapak, und meine Leidenschaft für das Produkt ist erst erkaltet, nachdem ich nach einem herzhaften Zug direkt aus der Verpackung einmal lange, algenähnliche und leicht schleimige Fäden im Hals hatte.

Was genau schiefgegangen war, lässt sich nicht mehr sagen, da sich weder der Biolehrer noch die Chemielehrerin für meinen Vorschlag erwärmen konnten, eine Analyse bzw. Zucht durchzuführen und es damals auch keine Handycams gab, mit denen man die Gewächse hätte dokumentieren können.

Meiner Gesundheit hat es jedenfalls nicht geschadet. Und der «Ice Tea» wird heute in der Petflasche verkauft – aber mutmasslich vor allem wegen der Bequemlichkeit. Die Migros schreibt jedenfalls zum Thema:

Leider mussten wir den Kult Ice Tea Zitrone im 0,5-Liter-Tetrapack [sic] aus dem Sortiment streichen. Dies aufgrund der geringen Nachfrage. Wir vermuten, dass die 0,5-Liter-Flasche genau deshalb beliebter ist, da man diese wieder verschliessen kann.

Die Flaschen sind bestimmt praktischer. IMHO sollte die Ökobilanz den Ausschlag geben. Allerdings habe ich diesbezüglich widersprüchliche Informationen gefunden. Die Neue Luzerner Zeitung schrieb jedenfalls am 4. Juli folgendes:

Das Verbrennen der jährlich 20’000 Tonnen Getränkekartons schneidet ökologisch deutlich schlechter ab als das Rezyklieren, wie Reymond Schelker, Geschäftsführer des Vereins Getränkekarton-Recycling Schweiz, erklärt. Gemäss Studien verbessert man mit der Recyclingmethode die Ökobilanz der Getränkekartons um rund 35 Prozent und den CO₂-Ausstoss um mehr als 70 Prozent. Darum will der Verein ein nationales Sammelsystem etablieren.

Beim PET gibt es eine Sammelquote von 81 Prozent. Ich müsste allerdings gestehen, dass ich die PET-Flaschen allesamt weggeschmissen habe. Unser Haushalt kommt normalerweise ganz ohne PET-Flaschen aus und darum hat sich kein Recycling-Verhalten eingespielt.

Europameister im Eisteetrinken 💪

Abgesehen von der Verpackung gibt es die von Migros stolz zum Kult erklärte Variante jetzt seit dreissig Jahren. Deswegen feiert sich die Migros ein bisschen selbst, indem sie die Eisgenossenschaft ausruft und behauptet, ihr Klassiker, der mit Zitrone, habe dazu beigetragen, dass die Schweizer Europameister im Eisteetrinken sind:

2008 wurden in der Welt, gemäss «NZZ Folio», 27 Milliarden Liter Eistee verkauft. Letztes Jahr wurden hierzulande, so die «Handelszeitung», 130 Millionen Liter getrunken. Die Eidgenossen sind eine Eisgenossenschaft: Wir sind mit 25, 27 oder 29 Litern pro Kopf – je nach Quelle, aber in jedem Fall – Europameister.

Verdienstvollerweise wird auch der bescheuerte Name selbstkritisch besprochen:

Auch wenn es pingelig sein mag und ohnehin zu spät kommt. «Ice Tea» ist Unsinn. Das Getränk heisst auf Englisch «Iced Tea». Zu Deutsch: geeister Tee. Denn «Ice Tea» würde bedeuten, dass der Tee aus Eis hergestellt wird. Was im Deutschen übrigens genauso gilt. Hagebuttentee heisst ja auch so, weil er aus Hagebutten ist.

Als ehemaliger Germanistikstudent würde ich anmerken, dass die Sache mit den Nominalkomposita doch nicht so einfach ist, wie die Migros uns hier weismachen will. Die Haustür wurde nicht aus Häusern hergestellt und der Grüntee ist kein Produkt von Mitgliedern der grünen Partei. Und der Kindergarten ist kein Garten aus, sondern ein Garten für Kinder.

Es wäre noch origineller gegangen

Daraus darf man schliessen, dass der «Ice Tea» durchaus so genannt werden dar, wenn er ein Tee ist, der sich dafür eignet, mit Es genommen zu werden. Was aber nicht heisst, dass sich die Migros nicht trotzdem einen originelleren Namen hätte einfallen lassen können.

Den Klassiker gibt es neuerdings sogar als Sirup.

Wie auch immer. Dem «Ice Tea» jedenfalls ist das Schicksal widerfahren, dass vielen erfolgreichen Produkten widerfährt: Es wurde diversifiziert und ist heute in sieben Varianten erhältlich. Es gibt ihn inzwischen in sieben Rezepturen. Ich habe Grüntee, Mango-Ananas und die Himbeer-Erdbeer-Rhabarber-Variante getestet. Nicht verkostet habe ich die «Zero»-Variante und Pfirsich. Das ist das Fazit:

  • Green Tea: Mein Favorit unter den Neukreationen; eine echte Abwechslung zum Klassiker, mit einer Note von Pfirsich, die gefällt. Etwas weniger süss würde nicht schaden.
  • Mango & Ananas: eine gute Idee mit viel Potenzial. Zu süss für meinen Geschmack.
  • Berry & Rhubar: eine interessante Rezeptur, aber nicht so ganz mein Ding. Die Erdbeere ist mir zu intensiv und zu wenig natürlich.

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