Die kochen alle auch nur mit Wasser

Die Suchmaschinenoptimierung ist eines dieser modernen Zauberworte. Mit den Google Webmaster Tools, den PageSpeed Insights, Bing Webmaster, dem Site Explorer von MajesticSEO und ein paar weiteren Diensten lässt es sich aber sehr einfach entzaubern.

Was haltet ihr eigentlich von SEO? Also der Search Engine Optimization oder zu deutsch Suchmaschinenoptimierung?

Ich halte nicht viel davon. Der Begriff ist sogar, so leid mir das tut, zu einem Schimpfwort verkommen – und zwar nicht erst, seit gewisse SEO-Dienstleister sich entschieden haben, mit fiesen Tricks zu operieren. Ihr wisst schon: Linkfarmen, Foren-Spam, Kommentar-Spam, Keyword stuffing und was es sonst noch an Abartigkeiten gibt.

Seo scheint auch ein koreanischer Vorname zu sein. (Bild: KRWonders/Flickr.com)

Klar: Die Grenzen zwischen Optimierung und Manipulation sind fliessend. Und es gibt Zielkonflikte. Als Website-Betreiber möchte man, dass die eigene Site möglichst gut dasteht. Als Internetnutzer wäre einem andererseits daran gelegen, dass die Suchmaschinen das Internet möglichst neutral abbilden. Wenn niemand SEO betreiben würde, dann würden sich Kriterien wie Relevanz und Gewicht durchsetzen. Und zuvorderst in den Suchresultaten kämen die Websites mit den spezifischsten, griffigsten Informationen. Natürlich ist es okay dafür zu sorgen, dass die eigene Website technisch fehlerfrei ist und man sich mit den gebotenen Möglichkeiten gut verkauft. Darüber hinaus ist SEO aber ein Verdrängungskampf. Bei dem steht ein Webanbieter, der ihn gut spielt, besser da, als er es eigentlich verdient hätte. Auf der anderen Seite werden die abgestraft, die ihre Ressourcen in gute Inhalte und nicht in die Suchmaschinenoptimierung stecken.

In dieser Branche sind viele Heissluftbläser unterwegs

Abgesehen davon – und daher rührt meine Abneigung gegen dieses Thema – hat mich vor einigen Jahren einmal ein angeblich erfolgreicher SEO-Berater zum Gespräch gebeten. Er hat mir das Versprechen gemacht, mir Einblicke in die professionelle Arbeitsweise zu geben. In zweieinhalb Stunden hat er aber absolut nichts Verwertbares gesagt. Null Info mit Hand und Fuss. Ich leite aus dieser Erfahrung jetzt nicht die Behauptung ab, dass in dieser Branche vor allem Heissluftbläser unterwegs sind. Aber die Existenz zumindest eines Heissluftbläsers konnte an jenem Nachmittag in der «Helvti» erfolgreich nachgewiesen werden.

Wie auch immer. Ich bin neulich wieder einmal auf die Idee verfallen, diese Site hier durchchecken zu lassen. Dabei habe ich folgende Dienste benutzt:

Die Google Webmaster Tools

Man hat den Verdacht, dass Google als Suchmaschinenbetreiber wissen sollte, worauf es ankommt – und einem keine manipulativen Praktiken empfiehlt. Und tatsächlich sind die Tools nützlich. Sie zeigen auf, was der Googlebot auf der eigenen Site so treibt, weisen auf Crawling-Fehler hin und können Serverprobleme aufzeigen.

Der Googlebot ist erstaunlich aktiv.

Unter Darstellung der Suche > HTML-Verbesserungen ist zu erfahren, wo man Mankos im Code der Site ausbügeln könnte. Und unter Links zu Ihrer Website erfährt man, welche Links auf die eigene Site verweisen. In der Rubrik Suchanfragen gibt Google Auskunft, wie oft Seiten-Impressionen über eine Google-Suche generiert wurde und welche Stichworte und Seiten dabei eine Rolle gespielt haben. Zwar sollte auch die Statistik des Hosters entsprechende Angaben ausweisen. Doch im Fall von clickomania.ch ist die Google-Analyse deutlich schlüssiger.

Fazit: Um die Webmaster Tools von Google kommt man als Webmaster wirklich nicht herum.

Die PageSpeed Insights

Dieses Analysewerkzeug stammt ebenfalls von Google und gibt Hinweise zur Performance. Ich erfahre, dass clickomania.ch durchaus Verbesserungspotenzial hat – was sich mit meinen Erfahrungen deckt. Wenn man (anders als ich) Lust verspürt, dieses Problem anzugehen, erhält man konkrete Handlungsempfehlungen. Eine Performance-Analyse ist auch mit gtmetrix.com möglich.

Da liesse sich noch mehr Tempo herausschlagen.

Bing Webmaster

Dasselbe in Grün von Bing. Das Dashboard macht einen guten Eindruck. Bis jetzt kann ich über die Daten nichts sagen, da ich mich erst vor Kurzem angemeldet habe und noch keine Daten ausgewiesen werden.

Der Site Explorer von MajesticSEO

Ein bunter Strauss an Informationen, wobei man kostenlos nur einen kleinen Teil der Informationen ansehen darf. Aufschlussreich fand ich die Kategorie Backlinks.

SEOzio

Ein virtueller SEO-Berater, der clickomania.ch 33 von 100 Punkten gibt. Besonders schlecht: Die Kategorie Branding. Negativ wirkt sich der fehlende Facebook-Knopf aus, wobei dieses Analysetool offensichtlich meinen AddThis-Knopf übersehen hat: Der enthält nämlich, nebst vielen anderen, auch den Link zu Facebook. SEOzio behauptet auch, es gebe keine Erwähnung von Clickomania in den Medien – dabei wird meine Site doch ab und zu via Kummerbox des Tagi verlinkt.

«Diese Website taugt nichts. Drum brauchst du uns!»

Fazit: Eine schlechte Analyse, die offensichtlich das Ziel hat, dass man auf Not happy with your score? klickt. Dann wird man umgehend mit einem «echten» Berater verbunden.

Der Moz Open Site Explorer

Er scheint sich einer gewissen Popularität zu erfreuen, aber die Gratisvariante ist nur ein Promotionsvehikel fürs Pro-Produkt ab 99 Dollar pro Monat. Das macht optisch einen sehr schönen Eindruck, sodass man als SEO-Verantwortlicher mit dem zumindest eindrucksvolle Powerpoint-Präsentationen zu Handen des Managements erstellt…

Und das Gesamtfazit?

Die kochen alle auch nur mit Wasser. (Und dabei kommt leider kein Tee heraus.) Es gab keine Erkenntnisse, die mich umgehauen hätten. Sinnvoll sind die eingangs erwähnten Tools der Suchmaschinenbetreiber, die einem helfen, technische Mängel zu erkennen und Tipps zur Lösung zu geben. Darüber hinaus braucht man sich auf das SEO-Thema nicht zu versteifen – besser, man zieht einfach sein Ding durch und schreibt Nützliches, Kluges, Interessantes und Einsichtiges auf seine Website drauf…

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