Beim Teutates, für Comics taugt iBooks gar nichts!

Ich habe «Asterix bei den Pikten» zum Anlass genommen auszuprobieren, wie sich das Comic am iPad liest. Das Fazit ist ernüchternd: Die Umsetzung ist maximal lieblos, was das Lesevergnügen arg schmälert.

Mit viel Tamtam und einer Grossauflage sind Goscinnys und Uderzos Gallier am 24. Oktober 2013 in ein neues Abenteuer gestartet. Ich nahm Asterix bei den Pikten zum Anlass, bei den Comics nun endlich ins digitale Zeitalter zu starten. Diese Inhaltsform habe ich mir bis jetzt auf herkömmliche, sprich analoge Weise zu Gemüte geführt. Vor allem deswegen, weil ich digitale Bücher am Kindle lese und der sich für bunte Bildergeschichten halt einfach nicht eignet.

Beschäftigt mit scrollen und zoomen…

Ich habe den 35. Asterix-Band aus dem iBooks-Store von Apple besorgt. Und was soll ich sagen? Der neue Asterix-Band gefällt mir gut. Er ist zwar nicht so brillant wie Der Kampf der Häuptlinge, Asterix und Kleopatra, Asterix und die Goten, Asterix und der Kupferkessel, Asterix als Legionär oder Asterix bei den Schweizern, aber immerhin um Welten besser als die letzten Asterix-Bände, wo es mir bei Gallien in Gefahr doch fast abgelöscht hat (wie vielen anderen auch).

Vom Store in die App – das geht schnell und einfach.

Das neue Gespann Jean-Yves Ferri und Didier Conrad wird der Aufgabe gerecht. Es hat sich eine Geschichte ausgedacht, die ich gerne gelesen habe und ausreichend Humor eingebaut, der an die alten Qualitäten anschliesst. Nicht klar geworden ist mir, weswegen Idefix bei dem Abenteuer zu Hause bleiben musste. Doch hoffentlich nicht, weil es Didier Conrad zu anstrengend war, bei jedem Bild auch noch ein kleines Hündchen zeichnen zu müssen?

Scrollen wie ein Blöder

Nicht begeistert bin ich allerdings von der digitalen Umsetzung des Buchs in iPooks. Das Display am iPad hat nun einmal kein Comic-Format, da hilft auch Retina nichts. Wenn man den Comic in der gewohnten Grösse sehen möchte, dann taugt es nicht, sich eine Seite im Hochformat anzeigen zu lassen – da sieht man zu wenig von den Details. Also habe ich das iPad quer gehalten und auf die Seitenbreite gezoomt. So passt es einigermassen. Aber: Die Seite umblättern kann man in dieser Ansicht nicht – das geht erst, nachdem man ausgezoomt hat.

Das heisst: Man ist ständig mit scrollen und pinchen beschäftigt, wie ein Bescheuerter. Comics haben nun einmal unterschiedlich grosse Zeichenfelder. Mal passen neun oder mehr Felder auf eine Seite, mal sind es nur ein bis zwei – eine App müsste diesem Umstand Rechnung tragen und es beispielsweise ermöglichen, dem Ablauf der Bildchen automatisch zu Folgen. Beim Scrollen ist es mir ständig passiert, dass ich unabsichtlich den Kopiermodus aktiviert habe: Da wird die ganze Seite blau als markiert ausgewählt, wobei man diese Markierung im herangezoomten Zustand kaum mehr wegbringt.

Komplett verschlafen?

Fazit: iBooks taugt für Comics gar nichts. «Asterix bei den Pikten» war das erste und letzte Comic, das ich auf diese Weise gelesen habe. Eine vernünftige Alternative scheint es bislang nicht zu geben, zumal es zwar eine App für Marvel-Bücher oder die comiXology-Plattform gibt, bei denen aber die für europäische Comics wichtigen Verlage wie Ehapa und Carlsen nicht vertreten sind. Entweder habe ich etwas übersehen (was durchaus sein könnte) – oder aber die europäischen Comic-Verlage haben das digitale Geschäft komplett verschlafen.

(Siehe zum Thema auch meinen Tagi-Artikel Müde Comic-Helden auf dem Tablet.)

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