Jetzt kann man Instagram vergessen

Die Videofunktion von Instagram überzeugt mich null. Auf eine originelle sozialmediale Plattform für Bewegtbilder müssen wir weiterhin warten.

Mit dem letzten Update kann Instagram nun auch Video – und bereits wurde stolz vermeldet, dass innerhalb der ersten 24 Stunden fünf Millionen Clips hochgeladen wurden.

Die interessante Frage wäre aber eigentlich: Wie viele dieser Videos wurden denn überhaupt angesehen? Meine Vermutung ist, dass jeder halbwegs intensive Nutzer das Feature einmal ausprobieren wollte.

Strunzlangweilig

Da hält man die Kamera schnell auf die Hauskatze oder den Kanarienvogel, drückt die Aufnahmetaste, haut den Amaro– oder den Brannan-Filter drüber und lädt den Krempel hoch – um dann festzustellen, dass genau das passiert ist, was man erwartet hat: Man hat ein strunzlangweiliges Video produziert.

Vielleicht sind die Foodfotos doch nicht das schlimmste…

Zu dieser Erkenntnis hätte man schon dank Vine gelangen können. Diese App hat die gleiche Aufnahmefunktion (hier beschrieben) wie jetzt Instagram. Die hat kreatives Potenzial. Doch das wird nicht ausgereizt.

Video ist für die Füchse

Mit anderen Worten: Video in Instagram ist für die Füchse. Und zwar aus folgenden Gründen:

  • Die Instagram-Effekte sind ausgelutscht.
  • Instagram lebt davon, dass man sich beim Fotografieren fast gar keine Mühe geben muss. Man knipst drauflos und kaschiert die Unzulänglichkeiten des Bildes mit einem der hübschen, bunten Bildeffekte. Doch die Schnappschuss-Methode verfängt bei Video nicht.
  • Die Tonspur dieser Instagram-Videos ist grauenvoll. Instagram gibt im Blog zwar Tipps, wie man die Qualität verbessert. Aber wenn man erst das iRg Mic anhängen muss, geht die Spontaneität flöten.
  • Aus Rücksicht auf sein Datenvolumen lässt man lieber die Finger von Video – besonders im Ausland.
  • Und: Die eigentliche Stärke von Instagram sind unappetitliche Spaghettiklüngel, bleiche Sushis, schwarze Cupcakes, ein erbrochenes Frühstücksmüesli und der durch den Lofi-Filter braun gefärbten Gartensalat. Will man das nun auch noch dampfen, bröseln, welken und triefen sehen? Hölle und Verdammnis, natürlich nicht!

Man kann einwenden, dass die Videos bei Instagram kaum stören – vor allem, wenn man in den Optionen die Checkbox Videos automatisch abspielen abschaltet. (Die Optionen finden sich über die Profilseite und die Zahnrad-Schaltfläche rechts oben).

Facebook hat keinen Plan

Für mich ist diese uninspirierte Videofunktion allerdings ein Indiz dafür, dass diese Plattform ihren Zenit überschritten hat und Facebook keinen Instagram-Plan hat.

Die Ein-Milliarden-Frage lautet: Werden wir irgendwann mal eine kreative Social-Media-Video-Community sehen? Ich würde mich freuen – denn ich habe Lust auf Videospielereien. Also, wo bleibt die App mit dem Tarantino-Filter, dem Hitchcock-Effekt und dem Akira Kurosawa-Schalter?

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