Gadget-Hilfe für Bio-Nilpen

Der Pflanzensensor von Koubachi ist ein innovatives Produkt aus der Schweiz und ein gelungenes Produkt zur Vernetzung des Haushalts – bloss etwas teuer.

Für den Tagi habe ich den Pflanzensensor von Koubachi.com angeschaut, den mir Digitec freundlicherweise zum Testen zur Verfügung gestellt hat.

Der Sensor ist wie geschaffen für Nerds, in denen der Wunsch gereift ist, sich nicht nur mit Pizzaschachteln, sondern auch mit etwas Grünzeug zu umgeben. Für Leute wie mich, die zwar ein digitales Händchen, aber keinen grünen Daumen haben. Sprich: Sie in einer Programmiersession oder während eines Rekord-Laufs mit Temple Run 2 auch mal das Giessen vergessen. Oder gleich für sechs Monate auf Vorrat giessen und dann erstaunt sind, dass es in der Wohnung moderig riecht.

Sensor und Drago mit Aussicht.

Im Kern ist die Koubachi-App (kostenlos im App Store dazu da, einen ans Giessen, Besprühen und Düngen zu erinnern. Und da Nerds und andere biosphärenunaffine Zeitgenossen keinen blassen Schimmer von den Bedürfnissen eines botanischen Mitbewohners haben, gibt es in der App die Plant Care Engine. Sie weiss Bescheid und zählt mit, sodass die Versorgung rechtzeitig erfolgt. Man kriegt sogar nette Mails, in denen steht, dass «Drago gern gegossen werden möchte».

Die Vermenschlichung gehört zum Konzept

Drago ist der Spitzname meiner Pflanze, denn ein bisschen Vermenschlichung gehört zum Konzept. Bzw. steht im Zentrum überhaupt, denn man könnte sagen, dass Koubachi den Pflanzen eine Stimme verleiht. Der Gummibaum muss nicht mehr stumm schreien, wenn er über Wochen vor sich hin zu dürsten hat.

Die Messwerte links, und rechts die Empfehlungen, die sich daraus ableiten.

Das Konzept finde ich rührend, und es lässt ans Gute im Menschen glauben. Eine Spezies, die sich mit so viel Aufwand um das Wohlergehen von Ficus, Zimmerlinde, Birkenfeige und Bogenhanf kümmert, kann nicht von Grund auf bös sein. Dann fällt einem ein, was für absurde Züge die Tierliebe mitunter annimmt und es Hunden und Katzen besser geht als anderswo den Babys und Schulkindern.

Liebe in den falschen Bahnen?

Und da drängt sich die Frage in den Hinterkopf, ob die Menschheit vielleicht zwar nicht bös ist, aber ihr Mitgefühl manchmal in die falschen Bahnen lenkt.

Die Herausforderung besteht darin, die richtige Pflanze zu erfassen (links das Verzeichnis, rechts der Assistent.

Aber es wäre ungerecht, diese Fragen an dem Pflanzensensor auszulassen. Man kann festhalten, dass man es einem ein gutes Gefühl gibt, ein guter Zimmergärtner zu sein und dass mir Koubachi darum sehr sympathisch ist.

Mit der Einrichtung des Sensors beginnt man in der App. Als erstes ist die Pflanze zu erfassen. Wenn man weiss, um welche Pflanzensorte es sich handelt, fügt man sie über das Verzeichnis hinzu. Wenn man davon leider keine Ahnung hat, dann wählt man den Assistent. Da muss man sich erst zwischne Gras, Kletterpflanze, Busch und einem baumartigen Modell entscheiden. Dann gibt man die Form der Blätter an (geradlinig, elliptisch, herzförmig oder gefingert) an und muss dann mitteilen, wie die Blätter festgemacht sind (In der Erde, sitzend, umfassend oder gestielt). Dann gibt es im Idealfall eine übersichtliche Auswahl der Pflanzen, die in Frage kommen, und aus denen man die richtige anhand der Fotos auswählt.

Unsicherheiten beseitigen

Das ist für erfahrene Hobbygärtner einfach. Bio-Nilpen wie ich werden die Angst nicht los, sie hätten komplett daneben gelangt und würden ihrer Pflanze nun in bester Absicht die komplett falsche Pflege zukommen lassen. Idealerweise hat darum die nächste Ausgabe des Sensors eine Option zur genetischen Analyse, sodass sich diese Unsicherheit erübrigt.

Dann gibt man der Pflanze einen Spitznamen und teilt der App mit, ob sie drinnen oder draussen steht. Und man verbindet die Pflanze mit dem Sensor. Dazu setzt man am Sensor die Batterien ein und drückt auf den WLAN-Knopf. Der Sensor macht nun ein Ad-hoc-WLAN mit dem Namen «koubachi_config» auf. Mit diesem verbindet man sich per iPhone. Dann fragt die App nach dem Namen und den Zugangsdaten fürs Heim-WLAN und verbindet sich dann über dieses mit der App. Nun braucht man nur noch den Sensor in den Topf zu stecken, worauf die Messung losgehen kann. Die Daten zur Feuchtigkeit im Boden, zur Temperatur und zum Lichteinfall werden einmal täglich übermittelt.

Links: Das Sensor-Symbol bei der Pflanze erlaubt es, den Sensor zu verbinden.
Rechts: Für die Verbindung mit dem Heim-WLAN wird erst ein Ad-Hoc-Netzwerk eingerichtet.

Hat man die Pflanze gedüngt oder besprüht, kann man das in der App eintrgen. Unter Einstellungen konfiguriert man die Benachrichtigungen, und man angeben, welche Aktionen man ausführen will.

Ungefragt Werbung via Facebook? Ein No-go!

Fazit: Ein innovatives Produkt aus der Schweiz, dem eigentlich nur noch ein paar Gamification-Elemente fehlen – ich würde mich schon ganz gern zum Obergärtner des Quartiers aufschwingen wollen. Das Handbuch dürfte den Installationsprozess etwas genauer beschreiben – mir ist erst mit der Zeit aufgegangen, dass man den Sensor in Betrieb nimmt, indem man ihn einer Pflanze zuweist. Ausserdem will die App mit Facebook verbunden werden. Wenn man das tut und nicht aufpasst, hat man sogleich einen Koubachi-Werbespot in seine Chronik abgesetzt. Das will ich aber nicht. Ich gerne via Facebook über Koubachi berichten – aber auf meine Weise, und indem ich diesen Beitrag hier poste. Umgekehrt fände ich es natürlich völlig okay, wenn Drago twittern wollen würde…

Der Sensor für den Innen-Einsatz kostet bei Digitec.ch 99 Franken, der Aussensensor 119 Franken.

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