Weil eine richtige MP3-Datei gute Metadaten braucht!

Ein kostenloses Programm namens MP3Tag bringt die Musikdateien auf Trab und sorgt für korrekte Angaben zum Genre, Interpret und für das passende Coverbild – nicht nur bei MP3, sondern auch bei Apples und Microsofts Formaten.

Gepflegte Musikdateien machen mehr Spass. Sie sind leichter zu handhaben, weil sie korrekte Informationen zum Interpret und zum Album beinhalten. Und sie sind einfach hübscher, weil in iTunes oder am iPod nicht bloss Apples Standard-Icon mit der Musiknote zu sehen ist, sondern das Cover-Bild der Platte – so, wie beim physischen Musikträger. Wenn man beim Genre für eine stringente Einteilung sorgt und das Aufnahmejahr erfasst, kann man seine Musik hinterher nicht nur nach Titel oder Interpret, sondern auch nach Musikrichtung und -Epoche wählen und spielen.

Die Oberfläche macht nicht viel her – aber das ist auch der einzige Kritikpunkt an Florian Heidenreichs Freeware-Programm.

Auch gekaufte Songs brauchen Nachbesserung

Diese Informationen sind nicht bei allen Musikdateien vorhanden. Wenn man seine CDs rippt oder gar Schallplatten oder Kassetten überspielt, muss man etwas Arbeit in die Pflege der Metadaten stecken. Doch selbst bei gekauften Songs sind die Angaben in den Metadaten nicht über alle Zweifel erhaben – gerade beim Gerne werden oft nur halbwegs zugreffende Bezeichnungen vorgegeben. Mitunter variiert auch die Schreibweise («Folk Rock» vs. «Folk-Rock»), sodass man hinterher in seinem Musikplayer diverse Varianten der gleichen Stilrichtung vorfindet. Komponisten fehlen sehr oft und der Umgang mit der Angabe bei «Jahr» ist wenig hilfreich. Die Plattenfirmen schreiben dort in aller Regel das Jahr der Veröffentlichung hinein. Das entspricht aber nur bei Originalalben dem Aufnahmejahr. Bei Neuauflagen oder Compliations steht irgendeine Jahresangabe in diesem Feld, die nichts mit dem Datum zu tun hat, an dem der Song entstanden ist – und folglich überhaupt nicht interessiert. Bei Compilations wird beim Interpret oft einfach nur «Various Artists» angegeben – auch das keine wirklich hilfreiche Angabe. Bei einer sinnvollen Verschlagwortung würde man beim Album-Interpret die Angabe «Various Artists» hinterlegen, bei Interpret aber pro Song die passende Angabe machen.

Die Aufbereitung der Metadaten lässt sich mit einem Gratisprogramm namens MP3tag an die Hand nehmen. Dieses Programm hat gegenüber anderen Musikverwaltungsprogrammen den Vorteil, dass man sich sicher sein kann, dass die Metadaten direkt in der Musikdatei gespeichert werden. Bei anderen Programmen, namentlich dem Windows Media Player, ist man sich nie so ganz im Klaren, ob die Speicherung nun in den Dateien selbst erfolgt oder lediglich in der Datenbank der Verwaltungssoftware – dann wären die Metadaten bei einem Problem mit dieser Datenbank verloren und eventuell viel Arbeit futsch.

Viele Dateien in einem Streich behandeln

Eine Stärke von MP3tag ist, dass man mehrere Dateien in einem Rutsch editieren kann, ohne Zweifel daran, welche Felder geändert werden und welche nicht. Möchte man beispielsweise bei allen zu einem Album gehörenden Titel das Genre ändern, ist es wichtig, dass andere Angaben wie beispielsweise der Name des Tracks, unverändert bleiben. Das wird bei MP3tag unmissverständlich durch die Angabe <Beibehalten> im Datenfeld gekennzeichnet. Es ist auch möglich, eine (falsche) Angabe zu entfernen und ein Datenfeld zu leeren – das geht sonst in kaum einer Musikverwaltungssoftware.

MP3tag unterstützt die Arbeit mit den Musikdateien durch diverse nützliche Module. Über das Menü Tag-Quellen lassen sich Informationen aus verschiedenen Internetquellen abrufen: Aus der CD-Datenbank Freedb, aber auch von Amazon, Discogs oder MusicBrainz. Auch Bilder fürs Albumcover lädt man per Mausklick von Amazon herunter. Der Tracknummern-Assistent hilft, Titel in der richtigen Reihenfolge zu nummerieren. Das ist bei Musikalben wichtig, aber von entscheidender Bedeutung, wenn man Hörbuch-CDs rippt – je nach Umfang umfasst ein Buch diverse CDs mit jeweils Dutzenden von Kapiteln. Damit diese in der richtigen Reihenfolge wiedergegeben werden, muss man sie korrekt nummerieren. Und das ist, wenn man es von Hand tun muss, eine mühselige Arbeit.

Ausgeklügelte Profifunktionen

MP3tag stellt auch umfangreiche Konvertierfunktionen bereit. Diese erlauben es, aus Dateinamen Metadaten zu generieren, und umgekehrt. Auch die Feldinhalte können getauscht und es ist sogar möglich, den Inhalt von Textdateien in Datenfelder umzuleiten. Der Einsatz von Platzhaltern und Skriptbefehlen ist bei den Konvertern ebenfalls möglich. Die Exportfunktion schreibt die Metadaten als Textdateien oder steuerzeichengetrennt auf die Festplatte, sodass man die Angaben veröffentlichen, in eine Datenbank importieren oder in Excel auswerten kann. Über Ansicht > Erweiterte Tags kann man spezielle Datenfelder in seine Musikdateien einfügen, beispielsweise das Feld Mood für die Musikstimmung, BPM für die Taktzahl, Conductor für den Namen des Dirigenten und bei Copyright kann beispielsweise das Musiklabel eintragen – für das es bei den MP3-Tags aus unerfindlichen Gründen kein Datenfeld gibt, obwohl Musikliebhaber (zumal im Indie-Bereich) ihre Alben durchaus gerne nach dem Label sortieren.

Fazit: MP3tag ist ein unscheinbares, dafür umso leistungsfähigeres Programm für Musikliebhaber, die Ordnung in ihrer digitalen Musiksammlung schätzen. Anders als der Name es suggeriert, versteht sie sich nicht nur auf MP3-Dateien, sondern auch auf AAC: Auch Musiktitel aus dem iTunes Music Store (Endung M4A) können mit der Software aufgemöbelt werden, und auch Flac (für verlustfrei komprimierte Musik) und das offene Format Ogg werden unterstützt, ebenso Microsofts WMA-Format.

Kostenloser Download für Windows:
www.mp3tag.de

Ein Dank an den Entwickler

Wer dem Entwickler, Florian Heidenreich, ein finanzielles Dankeschön zukommen lassen möchte, kann das per Paypal, per Flattr oder über den öffentlichen Amazon-Wunschzettel tun.

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