Die Dienste, die Windows an sich selbst vollbringt

Viele der Aktivitäten, die Microsofts Betriebssystem aus Eigenregie entfaltet, werden durch die so genannten Dienste gesteuert. Als Anwender braucht man sich nicht um sie zu kümmern – es sei denn, es gibt ein Systemproblem zu lösen.

Beim Wort «Dienst» denkt man an Pflichterfüllung und Gehorsam – und an jemanden, der sich ohne Eigeninteressen für eine gemeinsame Sache einsetzt. Diese Eigenschaften zeichnen auch die so genannten Windows-Dienste aus. Das sind Programme, von denen der Benutzer im Idealfall nichts mitbekommt, die aber wichtige Funktionen für die Arbeit am Computer bereitstellen.

Einer von Hunderten von Diensten: Der Mozilla Maintenance Service hält den Firefox-Browser aktuell.

Ein Dienst ist bei Microsofts Betriebssystem Windows ein Programm, das im Hintergrund arbeitet und Funktionen bereitstellt. Anders als die so genannten Systemstartelemente, die mit der Anmeldung des Benutzers gestartet werden, laufen die Dienste ausserhalb des Benutzerkontos – ein Dienst ist somit schon aktiv, bevor der Benutzer sich eingeloggt hat. Je nach Windows-Version und -Konfiguration sind es 150 bis über 200 Dienste, die im System registriert sind. Im Normalbetrieb sind aber längst nicht alle Dienste aktiv.

Dutzende von Diensten sind hinter den Kulissen aktiv

Viele der Dienste sind zur Steuerung der Hardware da, andere sind für Verwaltungs-, Sicherheits- und Kommunikationsaufgaben zuständig. Der Dienst Adaptive Helligkeit beispielsweise passt die Bildschirmanzeige ans Umgebungslicht an, falls entsprechende Sensoren vorhanden sind. Update-Services führen Programmaktualisierungen durch. Die Aufgabenplanung startet automatisch Programme nach einem vorgegebenen Zeitplan. Der BitLocker-Laufwerkverschlüsselungsdienst sichert Daten sicher auf externen und internen Laufwerken. Der Antimalware Service schützt vor Schadensprogrammen. Plug & Play erkennt neue Geräte, lädt automatisch die notwendigen Treiber und stellt zur Benutzung bereit. Und so weiter.

Die Verwaltung der Dienste erfolgt über ein Programm, das man bei Windows 7 und Vista durch die Eingabe von services.msc ins Startmenü-Suchfeld ausführt. Bei Windows XP gibt man services.msc über den Befehl Ausführen ein. Es erscheint ein Fenster, in dem die Dienste aufgelistet sind. Nebst dem Namen findet sich bei jedem Eintrag eine Beschreibung, ein Status und einige weitere technische Angaben. Per Doppelklick auf einen Dienst erscheint ein Dialog zur Konfiguration des Dienstes. Unter Allgemein kann man einen Dienst starten, stoppen, anhalten und forsetzen und den Starttyp bestimmen. Dieser Starttyp gibt an, ob ein Dienst automatisch mit Windows ausgeführt wird (automatisch), nicht zur Verfügung steht (deaktiviert) oder ob er ausgeführt wird, wenn ein Programm ihn anfordert (manuell). Ab Windows Vista gibt es auch den Starttyp Automatisch (Verzögerter Start). Das führt dazu, dass ein Dienst zwar automatisch geladen wird, aber erst nachdem der Bootvorgang abgeschlossen wurde. Das kann den Systemstart von Windows beschleunigen.

Ein Geflecht von Abhängigkeiten

Im Reiter Anmelden des Dienste-Eigenschaftendialogs wird angegeben, welches Benutzerkonto ein Dienst benutzt – das bestimmt die Rechte des Dienstes – und ob ein Dienst mit dem Desktop interagieren darf. Unter Wiederherstellen gibt man an, was zu tun ist, wenn ein Dienst abstürzt. Man kann ihn automatisch neu starten oder auch ein Programm ausführen lassen. Im Reiter Abhängigkeiten ist ersichtlich, welche Dienste ein Dienst selbst benutzt – die grundlegendsten Systemdienste wie der Remoteprozeduraufruf (RPC) oder der DCOM-Server-Prozessstart werden wiederum von vielen anderen Diensten benötigt.

Sollte man sich nun an diesen Diensten zu schaffen machen? Im Internet und in Computerzeitschriften gibt es immer wieder Tipps, wie man die Leistung des Rechners verbessert, indem man nutzlose Dienste deaktiviert – dazu ist einfach der Starttyp wie oben beschrieben, auf Deaktiviert zu setzen. Das kann tatsächlich helfen – wie zu Zeiten von Windows 2000, als der Windows-Indexdienst den Computer oft stark gebremst hat, aber nur die wenigsten Anwender die Volltextsuche überhaupt benutzt haben. In neueren Zeiten ist es der Bonjour-Dienst von Apple, den man unter Windows oft nicht braucht, der einem aber mitunter in die Quere kommt.

Gestoppte Dienste können Ärger bedeuten

Das Problem ist liegt jedoch auf der Hand: Selbst für Windows-Profis ist es schwer abzuschätzen, wozu ein Windows-Dienst gut ist. Ob man viel gewinnt, wenn man ihn abschaltet, oder ob man sich neuen Ärger aufhalst, ist oft nicht abschätzbar – zumal unter den Diensten, wie oben erwähnt, komplexe Abhängigkeitsverhältnisse herrschen.

Die Empfehlung ist daher klar: Bei den Diensten sollte man Vorsicht walten lassen. Wenn ein Dienst den Rechner über Gebühr bremst oder andere Probleme verursacht, kann man versuchen, ihn mit dem Starttyp manuell zu bändigen oder, wenn es nicht anders geht, ganz zu deaktivieren. Es lohnt sich, das zu dokumentieren, damit man im Problemfall einen Dienst auch wieder in Betrieb versetzen kann. Eine praktische Funktion gibt es dafür in der Diensteverwaltung: Stellen Sie sicher, dass in der Liste kein Dienst markiert ist und betätigen Sie den Befehl Aktion > Liste exportieren, um eine Textdatei mit allen Diensten, inklusive Beschreibung und Angabe des Starttyps, zu speichern.

Zur Verbesserung der Startgeschwindigkeit kann es auch sinnvoll sein, bei Windows 7 und Vista einzelne, nicht unbedingt benötigte Dienste, mit dem Starttyp Automatisch (Verzögerter Start) zu verwenden. Auch diese Änderung sollte man für sich dokumentieren.

Windows innert Sekunden flicken

Umgekehrt kann es zur Behebung von Fehlern notwendig sein, die Dienste zu kontrollieren und deaktivierte Dienste zu starten bzw. mit dem Starttyp manuell oder automatisch zu konfigurieren. Es kommt zum Beispiel gelegentlich vor, dass eine Sicherheitssoftware nicht funktioniert, weil ein Dienst fälschlicherweise abgeschaltet wurde. Bekannt sind auch Probleme mit dem Windows-Sicherheitscenter, das nicht starten will, weil der zugehörige Dienst nicht läuft. Ein Anwender, der die Funktionsweise der Dienste nicht kennt, wird bei einer entsprechenden Fehlermeldung nicht wissen, was zu tun ist. Doch wer Bescheid weiss, hat ein solches Problem innert einer halben Minute geflickt.

Weitere Fehlerquellen

Eine weitere Fehlerquelle wird in den Beiträgen Problembehandlung für die Berechtigungen zum Starten von Diensten und «Ereignis-ID: 7000» oder «Ereigniskennung: 7013» Fehlermeldung beim Versuch, einen Dienst zu starten in der Supportdatenbank «Knowledge Base» besprochen. Die Dienste laufen ausserhalb des Benutzerkontos. Daher müssen, je nach Dienst, Anmeldeinformationen für ein lokales Benutzerkonto hinterlegt sein. Bei Benutzerkonten ohne Passwortschutz treten daher manchmal Probleme auf. In solchen Fällen ist es sinnvoll, dem Konto ein Passwort zuzuweisen und die Dienste gemäss den Abschnitten «Konfigurieren der Informationen zur Dienstanmeldung» und «So konfigurieren Sie den Dienst auf den Start mit dem standardmässigen Systemkonto» mit den Anmeldeinformationen zu versehen.

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