Die Lust am harten Kontrast

Die Foto-App Noir Photo wendet sich an die Freunde kompromissloser Monochrom-Umsetzungen, die von messerscharfen Grenzen zwischen Hell und Dunkel und Verfremdung durch Entfärbung leben.

«Du hast den Farbfilm vergessen», sang Nina Hagen 1974 anklagend und vorwurfsvoll. Heute, wo die Gefahr fehlender Farben in der Fotografie als endgültig gebannt gelten darf, ist es Zeit, die monochrome Bildsprache als Stilmittel wiederzuentdecken. Dazu gibt es auch viele Apps fürs Smartphone. Eine davon ist Noir Photo; für 3 Franken für iPhone und iPad im App Store erhältlich.

Die Kontraste machen das Motiv.


Noir Photo bietet eine sehr übersichtliche Bedienungsoberfläche. In der oberen Hälfte erscheint das Bild, das man über die Taste Laden (das ist die linke der beiden Schaltflächen, die in der rechten unteren Ecke des Bildschirms zu finden ist) in die App holt. Unter dem Bild gibt es sieben Schaltflächen. Die ersten sechs rufen verschiedene Voreinstellungen ab.

Die siebte blendet die Bedienelemente bis auf die oberste Reihe aus, damit man sich aufs Bild konzentrieren kann. Im Bild kann man über eine Ellipse mit vier Anfassern die Vignette platzieren. Sie setzt ein Spot-Licht auf das Motiv, das man hervorheben möchte und dunkelt die Randpartien ab. Wenn man nicht mit einer Vignette arbeiten will, zieht man sie so gross, dass der beleuchtete Kern das ganze Bild umfasst.

Die Vignette hindrehen

Darunter gibt es drei Picker (Drehräder), mit denen man den äusseren Kontrast, also den Aussenbereich der Vignette, den inneren Kontrast, sprich, das Zentrum der Vignette und den Kontrast einstellt. Daneben gibt es vier Schaltflächen, mit denen man die Schwarzweiss-Umsetzung mit einer leichten Farbtonung versehen kann: Sepia, Blau, Grün und reines Grau.

Die Taste rechts unten speichert das Bild im Filmstreifen. Um eine Vignette mit den Helligkeitseinstellungen und der Farbe als Preset zu speichern, tippt man einige Sekunden auf einen Preset-Knopf und bestätigt, dass das vorhandene Preset ersetzt werden soll.

Links: Die App Noir Photo ist denkbar einfach in der Bedienung. Rechts: Den Tag zur Nacht gemacht.

Die App lädt ein, seine Schnappschüsse mit starken Kontrasten zu entwickeln und in annähernd holzschnittartige Bilder umzuwandeln. Das funktioniert nicht für alle Motive. Geeignet sind Bilder mit klaren Konturen und einem guten Wiedererkennungswert. Nicht umsonst zeigt eines der Beispielbilder des Herstellers Red Giant Software die Brooklyn Bridge in New York, die auch dann vertraut wirkt, nachdem man dem Bild jegliche Graustufen ausgetrieben hat.

Auch Portraits und geometrische Motive eignen sich – detailreiche Bilder ohne klares Sujet ergeben allerdings oft Resultate, die aufgrund ihrer abstrakten Qualität ansprechen mögen, aber nicht auf den ersten Blick verständlich machen, was eigentlich zu sehen ist.

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