Neu mit WLAN – aber wozu?

Sonys E-Book-Reader PRS-T1 macht einen runden Eindruck. Nur schade, dass es für den Bücherkauf nach wie vor einen Computer braucht.

Der leichteste E-Book-Reader der Welt, sei es, schreibt Sony zum PRS-T1. Und tatsächlich: Er liegt mit 168 Gramm sehr leicht in der Hand und ist so flach, dass er problemlos in die Manteltasche passt. Ein weiteres beachtenswertes Merkmal ist der Touchscreen. Um in der Bücherübersicht einen Titel auszuwählen, braucht man ihn nur anzutippen. Beim Lesen kann man nicht nur durch Betätigen der Hardware-Tasten umblättern, sondern auch durch eine Wischbewegung über den Bildschirm. Um ein Wort nachzuschlagen, tippt man es während zwei Sekunden an.

Auch PDFs werden angezeigt – wenn sie so komplex sind wie diese Seite aus dem «Tagesanzeiger», dann dauert das Laden seine Zeit.


Die Auswahl an Wörterbüchern ist übrigens beachtlich: Nebst dem New Oxford American Dictionary, dem Oxford Dictionary of English gibt es auch Wörterbücher für Französisch-Englisch, für Englisch-Deutsch, Englisch-Spanisch, Englisch-Italienisch und sogar ein holländisches Nachschlagewerk ist mit dabei.

Multitouch und E-Ink ergibt Geflacker

Zurück zur Navigation: Ein langes Tippen auf ein Wort ermöglicht es, eine Textstelle zu markieren und über die virtuelle Tastatur eine Anmerkung zu erfassen. Auf dieser Bildschirmtastatur schreibt es sich erstaunlich flott, obwohl die elektronische Tinte vergleichsweise träge reagiert. Und es ist sogar möglich, handschriftliche Notizen zu erfassen. Dazu liefert Sony einen Stift, mit dem man auf den Bildschirm schreibt oder skizziert.

Auch das Schreiben per Finger ist möglich, dann fallen die Lettern naturgemäss relativ gross und klobig aus. Wichtig ist, mit der schreibenden Hand nicht den Bildschirm zu berühren, das führt zu willkürlichen Linienmustern. Der Reader beherrscht sogar Multitouch: Mit der bekannten Pinch-Geste, dem Kneifen mit zwei Fingern, kann man eine Textstelle oder ein Bild vergrössern oder verkleinern. Die vergrösserte Ansicht scrollt man mit einem Finger – was aufgrund der langsamen Reaktion der elektronischen Tinte allerdings in ein ziemliches Geflacker ausartet. Dennoch dürften viele Anwender die Tochscreen-Bedienung der Navigation per Hardware-Tasten vorziehen.

Es ist auch möglich, angetippte Worte via Google oder in Wikipedia zu recherchieren. Der PRS-T1 hat als erster Reader von Sony auch WLAN eingebaut. Damit lässt es sich auch über den eingebauten Browser surfen, was ganz leidiglich klappt. Als Betriebssystem kommt eine angepasste Variante von Android zum Einsatz, und damit auch ein Browser, der sich auf mobilen Geräten bewährt hat.

Die Anbindung an den Store kommt erst noch

Der eingebaute WLAN-Empfang nährt die Hoffnung, dass man mit dem Sony-Reader nun endlich auf die Synchronisation mit dem PC verzichten und Bücher wie beim Kindle direkt aus dem Internet beziehen kann. Das soll irgendwann demnächst auch möglich sein – bislang führt aber kein Weg am PC vorbei. Dort benötigt man die Reader-Software, die man vom PRS-T1 kopiert – ist das Lesegerät per USB angeschlossen und in den Datenübertragungsmodus versetzt, erscheint am Computer nebst dem Laufwerk Reader, auf dem die Medien stecken, auch das Laufwerk Setting, das die Installationsprogramme Setup Reader for PC.exe (für Windows) und Setup Reader for Mac.app (für Mac OS X) enthält.

Die Software autorisiert das Gerät für Titel mit DRM, die in der Schweiz bei Thalia.ch, Books.ch, stauffacher.ch, meissner.ch, zap.ch, buchdigital.ch, buch.ch und bol.ch gekauft werden können. Die Reader-Software überträgt die Bücher auf das Lesegerät und zeigt sie auch am Computer an – die Software Digital Editions von Adobe, die man früher noch benötigt hat, ist inzwischen nicht mehr nötig. Mit der Software können auch abonnierte Periodika, Audiodateien und Bilder übertragen werden. Auch PDF-Dateien sind kompatibel, allerdings kann es bei komplexen Dokumenten recht lange dauern, bis sie am Reader angezeigt werden.

Viele Schriften und Ansichts-Optionen

Der Sony PRS-T1 überzeugt bei vielen Details. Zum einen sind schon einige Bücher mit drauf, unter anderem die Krimis «Ballaststoff» von Ella Danz und «Rotkehlchen» von Jo Nesbø. Es gibt sieben Schriftarten zur Auswahl. Nebst der Originalschriftart, in der ein Buch gesetzt wurde, kann man auch auf die «Frutiger», die «Palatino», die «Univers», die «Verdana», die «Really No 2» und die besonders lesbare «Amasis» wechseln. Es stehen acht Schriftgrössen zur Auswahl und man darf sogar Helligkeit und Kontrast anpassen. Erfreulich ist auch, dass das Gerät einen Micro-SD-Slot für die Speichererweiterung per Karte bietet. Man kann das Gerät dank Notizen-Software sogar als Skizzenblock brauchen. Und es ist auch möglich zu steuern, was bei ausgeschaltetem Gerät am Bildschirm zu sehen ist – das dürfte die Benutzer freuen, denen die Autorenportraits von Jules Verne, Virginia Woolf, Jane Austen und Co. verleidet, sind, die der Kindle in ausgeschaltetem Zustand präsentiert.

Erhältlich in drei Farben.

Das grösste Manko ist und bleibt die fehlende direkte Anbindung an die Bücherläden. Das macht das eingebaute WLAN im Moment nahezu nutzlos. Und auch wenn die direkte Anbindung angekündigt ist, nutzt man die beim Kindle schon seit Jahren. Es ist schade, dass Sony und der Buchhandel nicht in die Pötte kommen. Eine starke Konkurrenz zum E-Book-Riesen Amazon wäre allemal wünschenswert. Mit einem direkt zugänglichen Buchladen wäre der Sony PRS-T1 für mich das bessere Lesegerät. Doch bis es so weit ist, bleibt der Kindle konkurrenzlos.

Erhältlich ist der Sony PRS-T1 für 199 Franken bei Sony oder im Buchhandel. Es gibt ihn in rot, weiss und schwarz.

(Die Redaktion teilt mit: Titel mit Gedankenstrich machen offenbar Probleme – deshalb die Umbenennung des Beitrags.)

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